Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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eine etwaige spanische Invasion von den Niederlanden her zu 
gewinnen. 
Unterdessen war der auf den 10./20. Juli ausgeschriebene 
Termin zur Kaiserwahl herangekommen, zu welchem sich Ferdi- 
nand und die drei geistlichen Kurfürsten persönlich einstellten, 
während sich die weltlichen durch ihre Abgesandten vertreten ließen. 
Als Kandidat konnte nach den erwähnten Abmachungen nur Ferdi- 
nand in Betracht kommen. Nachdem sich Ferdinand verpflichtet 
hatte, nach geschehener Wahl die Interposition zwischen sich und 
den Böhmen am 20. Nov. beginnen zu lassen, erfolgte am 18./28. 
Aug. 1619 seine Wahl einstimmig. In die Freude des Erfolges 
gellte aber für Ferdinand ein schriller Ton: die Böhmen hatten 
ihn am 19./29. Aug. seines böhmischen Königtums für verlustig 
erklärt. 
Zwei Tage vor diesem Ereignisse, so konnte Johann Georgs 
Agent Lebzelter seinem Herrn melden, hatte ihm ein vornehmer 
Herr, der den leitenden böhmischen Kreisen sehr nahe stand, ver- 
sichert, daß, wenn der Kurfürst nur wolle, er sofort zum Böhmen- 
könige gewählt werden würde. Schon im März 1619 hatte der- 
selbe berichtet, im Munde des gemeinen Mannes ginge folgende 
Umgestaltung von Psalm 2, V. 3 u. 4 um: „Lasset uns zer- 
reißen der Papisten Bande und von uns werfen der Kapuziner 
Hörner, Stricke und Seile; denn der zu Dresden wohnet, lachet 
ihrer und die christlichen Stände spotten ihrer.“ Aber Johann 
Georg war weit entfernt, auf solche Ideen einzugehen. So holte 
sich Graf Joachim Andreas Schlick, der übrigens von Jugend 
auf dem Kurfürsten befreundet war, einen Korb, als er gleich 
nach der Absetzung Ferdinands mit dem Anerbieten der Wenzels- 
krone nach Dresden geeilt kam. Die Böhmen glaubten darauf 
ihr Heil in Friedrich V. von der Pfalz zu erkennen, weil er das 
Haupt der Union, der Schwiegersohn Jakobs I. von England sei 
und enge politische Beziehungen zu Frankreich, den Niederlanden 
usw. habe. Am 26. Aug./5. Sept. 1619 erfolgte seine Wahl, 
bei der von 20 Stimmen der Herren nur noch vier auf den 
sächsischen Kurfürsten fielen. Am nächsten Tage schlossen sich die 
böhmischen Nebenländer dieser Wahl an, von der man alsbald
	        
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