Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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für den Kurfürsten hervor. Damit war die Hoffnung des Primas 
auf einc einhellige Wahl völlig ins Wasser gefallen, und mittler- 
weile hatte sich der sehr einflußreiche Bischof von Kujavien für 
Sachsen gewinnen lassen. Da entschloß sich Radziejowski am 
Abend des 27. Juni zu rasch entscheidender Tat: er proklamierte, 
durch die versammelten Massen reitend, gegen 6 Uhr Franz Lud- 
wig von Bourbon, Prinzen von Conti zum Könige von Polen 
und Großfürsten von Litauen. Darauf zog er mit seiner Partei 
nach der Stadt, um im Dome das Tedeum absingen zu lassen. 
Kurz nach seinem Abzuge eröffnete der Bischof Stanislaus Dombski 
von Kujavien mit den Zurückgebliebenen noch einmal in aller 
Form die Wahlhandlung und hielt dreimal Umfrage, die ein- 
stimmig die Wahl des Sachsen ergab. Nun erscholl auch hier 
das Tedeum. Am nächsten Tage beschwor Flemming im Namen 
seines Herrn die sog. Pacta conventa, die aus 37 Punkten be- 
stehende herkömmliche Wahlkapitulation. 
Während die Contische Partei über die nun zu treffenden 
Maßregeln noch schwankte, erschien Friedrich August schon auf 
polnischem Boden. Auf die Nachricht von seiner Wahl war er 
sofort von Dresden aufgebrochen; über Breslau, wo er bei den 
Jesuiten die Messe hörte, ging er mit jenen 8000 Mann nach 
Tarnowitz an der polnischen Grenze. Hier empfing ihn der 
Wojwode von Volhynien Jablonowski mit 1000 Mann. Ferner 
ward der Bischof von Krakau für ihn gewonnen; das vom Grafen 
Wielopolski befehligte Schloß öffnete seine Tore beim Klange 
der sächsischen Dukaten. Dagegen hatten Verhandlungen mit der 
Gegenpartei bei deren immensen Forderungen zunächst keinen Er- 
folg. Aber Conti ging der Atem aus: schon hatte er seine ganzen 
Juwelen verpfändet. Der Kurfürst dagegen schickte Przebendowsli 
mit 2 Millionen Gulden zur Armee und gewann dadurch zwei 
Regimenter. Die Contische Partei aber erklärte am 28. Aug. 
Un. St. an August den Krieg und ächtete ihn als einen Feind des 
Vaterlandes. Auf den dringenden Rat Flemmings antwortete 
der Kurfürst mit der Ansetzung seiner Krönung. Am 12. Sept. 
hielt er einen feierlichen Einzug in Krakau, am 15. Sept, sollte 
die Krönung stattfinden. Es ergab sich aber zunächst die große
	        
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