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und in dessen Sinne die Presse beeinflußte. Nur durch seine Ver-
mittelung war es möglich, den wackeren Redakteur der „Leipziger
Zeitung“, den Professor Leonhardi, zum Abdrucke eines Schmäh-
artikels gegen Stein zu veranlassen, den der Berliner Jude Davison
(alias Lange) in der „Vossischen Zeitung“ und im „Telegraphen“
hatte abdrucken lassen. Die Differenzen zwischen Leonhardi und
dem Marschall oder dessen Adlatus Thielmann hörten nicht eher
auf, als bis Leonhardi seiner Stellung enthoben wurde. Der
Pächter des Blattes erhielt nun die Weisung, seine Zeitung „ganz
im Geiste des Systems des Vaterlandes und seines Fürsten zu
leiten". Neben der Angelegenheit der „Leipziger Zeitung“ machte
Thielmann noch ein höchst unliebsames Vorkommnis zu Torgau
am 17. Okt. 1808 zu schaffen. Eine französische Chasfseurabteilung
unter der Führung eines Leutnants Paget, die den Kaiser Alexander
von Erfurt aus das Geleit gegeben hatte, hatte sich in Torgau
unangemessen betragen, worauf ein Teil der Bevölkerung, unter-
stützt durch sächsische Dragoner, über die Franzosen hergefallen
war und vier Chasseurs erheblich verletzt hatte. Thielmann er-
warb sich, von Davont mit der Untersuchung betraut, das Ver-
dienst, den Marschall von der Schuld des französischen Leutnants
und von der relativen Bedeutungslofigkeit des ganzen Vorfalles
zu überzeugen.
OÖsterreich hatte zu Erfurt durch den General Vincent ge-
nügende Versicherungen seiner Friedensliebe geben lassen; aber
infolge der schlimmen Nachrichten aus Spanien, griff die öster-
reichische Politik doch auf die alten Absichten zurück und betrieb
erneut die Rüstungen zu einem entscheidenden Kriege. Infolge dieser
Rüstungen schrieb Napolcon an den König Friedrich August am
15. Jan. 1809 von Valladolid aus, um ihn auf den nun un-
vermeidlichen Krieg vorzubereiten. Am 2. Febr. forderte auch
schon ein Rundschreiben des Fürst-Primas von Dalberg die Könige
des Rheinbundes zur Bereithaltung ihrer Kontingente auf, wäh-
rend die übrigen fürstlichen Mitglieder dieselbe Aufforderung durch
den Fürsten von Nassau-Usingen erhielten.
Natürlich war man in Dresden aufs äußerste über die Not-
wendigkeit, mit Osterreich die Waffen kreuzen zu müssen, bestürzt.
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