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und glaubte sich nun erst recht verpflichtet, an seiner hinziehenden
Politik festzuhalten. Nachdem er die Abgesandten erst zusammen,
dann einzeln, dann nochmals zusammen zu einer Audienz emp-
fangen hatte, ließ er ihnen am 11. März durch Einsiedel eine
Note behändigen, die unter erneuter Aufzählung der schon früher
gegebenen Gründe gegen alle in bezug auf die Teilung sich be-
ziehenden Schritte Verwahrung einlegte. Am Schlusse hieß es:
„Endlich nimmt der König mit gerührtem Herzen die Vermittelung
der erhabenen Sonveräne an, welche bisher zu Seinen Gunsten
Sich verwendet haben; zugleich gibt die überzeugung von Seinem
Rechte und der Billigkeit Seiner Forderungen dem Könige die
Zuversicht, daß diese Monarchen ihm auch ferner und ohne Ein-
schränkung Ihren mächtigen Beistand nicht versagen werden.“
Das war doch zuviel, selbst für die allerlegitimistischsten Ge-
fühle, die sich in den drei Abgesandten verkörperten. Sie be-
schlossen noch um Mittag des 11. März eine Antwortnote, worin auf
die irrtümliche Auffassung hingewiesen wurde, als ob vor Annahme
des Konferenzprotokolls vom 7. März an irgend eine Vermittelung
gedacht werden könne. Noch schärfer lautete die Antwort, die
noch am 12. März, sobald die drei Unterhändler nach Wien
zurückgekommen waren, von dort aus gesandt wurde. Denn hier
stand man noch immer unter dem frischen Eindrucke der Nachrichten
über Napoleons Rückkehr, der ja auch alsbald von dem Kongresse
für vogelfrei erklärt wurde. Es gab sogar Stimmen, die meinten,
Friedrich Augusts Hartnäckigkeit beruhe auf seinen geheimen Hoff-
nungen auf den Sieg des zurückgekehrten Imperators. Das war
natürlich, wie schon erwähnt, ein Irrtum. Anders dagegen ge-
bärdete sich vielfach die öffentliche Meinung in Sachsen. Hier
kam die Stimmung vieler Kreise, zum Glück nur der urteilslosen
und des nationalen Ehrgefühls ganz bar gewordenen, in dem Vers-
chen zum Ausdruck: „Wart, preuß'’scher Kuckuck, warte, Uns hilft
der Bonaparte!“ Das Generalgouvernement mußte am 10. April
durch eine sehr scharfe Verwarnung von der Fortsetzung dieses
Unfuges abmahnen.
Die Wiener Konferenz aber in ihrer vorerwähnten Sitzung
vom 12. März erteilte dem Könige die Antwort, daß er gänzlich