Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

— 75 — 
lände, das die Dörfer Immensen, Arpke und Sievershausen um- 
faßt. Von beiden Teilen rückte die Reiterei, weil sie naturgemäß 
voran war, zuerst zum Kampfe an, später erst gelangte das Fuß- 
volk zum Eingreifen, noch später, vielleicht zu spät, die Artillerie. 
Das Gelände, Wind und Staub war der Reiterei der Verbün- 
deten ungünstig; es gelang einem Teile der markgräflichen Reiterei, 
sie zu durchbrechen. Aber diese siegreichen Haufen rasten durch 
die Furt bei Abbensen davon auf Braunschweig zu und schieden 
somit aus dem Kampfe aus. Aber auch so war die Lage der 
verbündeten Truppen eine Weile lang noch kritisch genug. Da 
stellten die Fürsten selbst mit ihren besten Reitergeschwadern, denen 
dann entscheidend das Fußvolk nachrückte, das Treffen wieder 
her, so die braunschweigischen Herzöge, so vor allem Herzog Moritz, 
der warnenden Stimmen geantwortet hatte: „Ich will ehrlich han- 
deln und neben meinen getreuen Untertanen, die ich ins Feld 
gesetzt, hineinsetzen !“ Es entsteht ein furchtbar heißes Ringen; 
Herzog Philipp Magnus von Braunschweig sinkt entseelt vom 
Rosse, ihm folgt von einer Kugel gefällt, sein älterer Bruder 
Karl Viktor und ein unehelicher Bruder Teuerdank. Aber auch 
den im dichtesten Gewühle fechtenden Kurfürsten trifft aus nächster 
Nähe der Schuß eines Faustrohres unterhalb des linken Schulter- 
blattes, den Panzer durchschlagend. Auch Markgraf Albrecht war 
bei dem Reiterkampfe, aber nur leicht, verwundet worden; da 
man sein lediges Roß auffing, seinen Hut, Mantel und seine 
Schußwaffen fand, so verbreitete sich das Gerücht von seinem 
Tode oder seiner Gefangennahme. Er war aber nach Hannover 
entkommen. 
Es war ein teuer erkaufter Sieg! Über 4000 Tote deckten die 
Walstatt, darunter 250 Männer von Adel und Kriegsruhm. Zu 
den schon genannten Fürsten gesellte sich noch am Abend des 
Tages der tödlich verwundete Herzog Friedrich von Lüneburg. 
Die Verwundung des Kurfürsten Moritz hielt man, da er in 
der Nacht zum 10. Juli noch fröhlich und guter Dinge war und 
allerhand Befehle und Botschaft ausgehen ließ, nicht für so ge- 
fährlich, aber am Nachmittage des 10. Juli mußte man schon 
das Schlimmste befürchten. Die Schmerzen nahmen in unerträg-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.