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lände, das die Dörfer Immensen, Arpke und Sievershausen um-
faßt. Von beiden Teilen rückte die Reiterei, weil sie naturgemäß
voran war, zuerst zum Kampfe an, später erst gelangte das Fuß-
volk zum Eingreifen, noch später, vielleicht zu spät, die Artillerie.
Das Gelände, Wind und Staub war der Reiterei der Verbün-
deten ungünstig; es gelang einem Teile der markgräflichen Reiterei,
sie zu durchbrechen. Aber diese siegreichen Haufen rasten durch
die Furt bei Abbensen davon auf Braunschweig zu und schieden
somit aus dem Kampfe aus. Aber auch so war die Lage der
verbündeten Truppen eine Weile lang noch kritisch genug. Da
stellten die Fürsten selbst mit ihren besten Reitergeschwadern, denen
dann entscheidend das Fußvolk nachrückte, das Treffen wieder
her, so die braunschweigischen Herzöge, so vor allem Herzog Moritz,
der warnenden Stimmen geantwortet hatte: „Ich will ehrlich han-
deln und neben meinen getreuen Untertanen, die ich ins Feld
gesetzt, hineinsetzen !“ Es entsteht ein furchtbar heißes Ringen;
Herzog Philipp Magnus von Braunschweig sinkt entseelt vom
Rosse, ihm folgt von einer Kugel gefällt, sein älterer Bruder
Karl Viktor und ein unehelicher Bruder Teuerdank. Aber auch
den im dichtesten Gewühle fechtenden Kurfürsten trifft aus nächster
Nähe der Schuß eines Faustrohres unterhalb des linken Schulter-
blattes, den Panzer durchschlagend. Auch Markgraf Albrecht war
bei dem Reiterkampfe, aber nur leicht, verwundet worden; da
man sein lediges Roß auffing, seinen Hut, Mantel und seine
Schußwaffen fand, so verbreitete sich das Gerücht von seinem
Tode oder seiner Gefangennahme. Er war aber nach Hannover
entkommen.
Es war ein teuer erkaufter Sieg! Über 4000 Tote deckten die
Walstatt, darunter 250 Männer von Adel und Kriegsruhm. Zu
den schon genannten Fürsten gesellte sich noch am Abend des
Tages der tödlich verwundete Herzog Friedrich von Lüneburg.
Die Verwundung des Kurfürsten Moritz hielt man, da er in
der Nacht zum 10. Juli noch fröhlich und guter Dinge war und
allerhand Befehle und Botschaft ausgehen ließ, nicht für so ge-
fährlich, aber am Nachmittage des 10. Juli mußte man schon
das Schlimmste befürchten. Die Schmerzen nahmen in unerträg-