Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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gehofft hatte, nach dem Schlosse hinüber, sondern nach dem Zwinger, 
von dem ein Teil niederbrannte. Im Opernhaus ging dabei 
die Garderobe und die Dekoration im Werte von 70—80000 
Talern zugrunde und im Zwinger verbrannte die kostbare Na- 
turaliensammlung des berühmten Naturforschers Reichenbach, die 
er in seinem eigenen Hause nicht feuersicher genug untergebracht 
geglaubt hatte! Bei dem Anblick dieser Feuersbrunst schwieg auf 
jener Seite der Kampf eine Zeitlang, um dann um so heftiger 
um den Besitz des vorerwähnten Turmhauses an der Ecke der 
Zwingerstraße zu entbrennen, das schließlich von den Insurgenten 
geräumt werden mußte. Auf dem linken Flügel nahmen die 
Truppen die Barrikaden am Neumarkt und gegen Abend vom 
Pirnaischen Tore her noch die beiden Amthäuser und das Land- 
haus. Dagegen war im Zentrum, wie das die Einhaltung des 
anfänglichen Planes mit sich brachte, wenig geschehen, aber auch 
von den Aufständischen kein Vorteil erzielt worden. 
An den Kämpfen dieses Tages nahmen nun auch die Preußen 
vollen Anteil. Zu dem Füsilierbataillon des Alexanderregiments 
trat am 7. Mai das 1. Bataillon desselben Regimentes; dazu 
kam ein Pionierdetachement und in der Frühe des 8. Mai das 
Füsilierbataillon des 24. Regiments, im ganzen 2200 Mann, 
die mit den in Dresden vereinigten sächsischen Truppen 5000 
Kombattanten ausmachten, ungerechnet die Kavallerie, die ja im 
Straßenkampfe nicht verwendet werden konnte. Da der Gegner 
sich namentlich in seiner zentralen Aufstellung noch immer hart- 
näckig hielt, so schlug Graf Waldersee ein Bombardement vor; 
doch mit Rücksicht auf die Gefährdung und Schädigung so vieler 
unschuldiger und arbeitsamer Bürger wurde der Gedanke auf- 
gegeben und die Fortführung des Kampfes in der bisherigen 
Weise beschlossen, obgleich man dessen Hinausziehung und auch 
weiteres Blutvergießen dabei in Kauf nehmen mußte. 
Es lohnt nicht, die Einzelphasen des Straßenkampfes zu 
verfolgen. Die Fortschritte der Schulter an Schulter miteinander 
kämpfenden sächsischen und preußischen Truppen waren auf beiden 
Flügeln im Laufe des 7. stetige gewesen, wennschon eine Ent- 
scheidung noch nicht herbeigeführt war. Man bemerkte jedoch
	        
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