Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Truppen bei der sächsischen Regierung vorstellig wurden, verwies 
sie Beust ebenfalls an den Bund als das Zentralorgan Deutsch- 
lands, während er zugleich Sammlungen für Schleswig-Holstein 
und die Bildung von Hilfsvereinen untersagte. Am 2. Sept. 
eröffnete Graf Thun trotz Preußens Widerspruch den sog. engeren 
Rat am Bundestag, und Osterreich vermochte hierbei schon elf 
Stimmen von den bundesverfassungsgemäß 17 Stimmen zählenden 
Ausschuß zu mustern. Unter diesen befand sich auch Sachsen, als 
am 17. September der Ausschuß beschloß, dem samt seinem Mi- 
nister Hassenpflug nach Frankfurt geflüchteten hessischen Kurfürsten 
die Bundeshilfe gegen seine aufsässigen Untertanen angedeihen 
zu lassen. " - 
Kurfürst Friedrich Wilhelm I. von Hessen, der vierte un 
letzte einer unwürdigen, seit 90 Jahren das unglückliche Hessenland 
ausnutzenden Fürstenreihe, hatte nach Beseitigung seines März- 
ministeriums im Februar 1850 den berüchtigten preußischen 
Gerichtspräsidenten Hassenpflug zu seinem leitenden Minister ge- 
macht. Dessen durchaus verfassungs= und gesetzwidrige Maßregeln 
riefen einen solchen allgemeinen Widerstand hervor, daß der Kur- 
fürst den Belagerungszustand verfügte. Da diese Maßregel nichts 
fruchtete, so verließ der Kurfürst mit seinem Minister Cassel und 
wandte sich hilfesuchend nach Frankfurt. Gestärkt durch die dort 
ihm gewordene Aufmunterung, versuchte es das edle Paar mit 
Suspensionen von Beamten in großem Maßstabe und stellte das 
Offizierkorps vor die Wahl, entweder die kurfürstlichen Verord- 
nungen anzuerkennen oder den Abschied zu nehmen. 241 Offi- 
ziere, darunter 4 Generale und 39 Stabsoffiziere wählten getreu 
ihrem Eide auf die Verfassung das letztere, und damit sah sich 
der Kurfürst außerstande, allein der Bewegung Herr zu werden. 
Gleichzeitig aber mischte sich Preußen in die Sache, indem sich 
der preußische König als Oberhaupt der Union, der formell der 
hessische Kurfürst noch immer angehörte, berufen fühlte, den 
hessischen Verfassungsstreit zu schlichten. Also legte Radowitz am 
26. Sept. gegen den Beschluß der in Frankfurt versammelten 
Regierungsvertreter Protest ein. Die Antwort Österreichs war 
eine Zusammenkunft des Kaisers von OÖsterreich mit Maximilian II. 
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. II. 13
	        
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