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abtretung hervor. Um die Dinge nicht noch weiter zu verschleppen,
ging auf ausdrücklichen Wunsch des Kaisers Napoleon der damalige
sächsische Gesandte in Paris, Baron Seebach, ein Schwiegersohn
des Grafen Nesselrode, nach Petersburg, um seinem Schwieger-
vater den Standpunkt klar zu machen. Daraufhin war end-
lich Rußland zu Friedensunterhandlungen bereit. Man darf
also Beust wohl recht geben, wenn er sagt: „daß man sich endlich
entschloß, die zwischen London, Paris und Wien vereinbarten
Friedenspräliminarien anzunehmen, davon durfte das kleine Dres-
den einen nicht geringen Teil des Verdienstes beanspruchen“. Der
Frieden wurde bekanntlich zu Paris in Beratungen, die vom
25. Febr. bis zum 30. März 1856 dauerten, zum Abschluß ge-
bracht. Daß hierbei der Deutsche Bund keine Vertretung fand,
berührte zwar viele Leute schmerzlich, war aber schließlich nicht
so wunderbar. ·
Die Zeit, die auf diesen Pariser Vertrag bis zum Jahre
1858 folgte, wird von Beust als eine Erholungspause be-
zeichnet, in der man politisch bis auf kleine Ausnahmen sorgen-
frei gelebt habe. Gegenseitige Besuche der verwandten fürstlichen
Häuser, namentlich des preußischen und österreichischen, und ent-
sprechende Gegenbesuche bewiesen die wieder voll erzielte friedliche
Stimmung. Es traten für das sächsische Königshaus noch einige
angenehme Familienfeste hinzu. Am 4. Nov. 1856 vermählte
sich Prinzeß Margarethe mit dem Erzherzog Karl Ludwig von
Osterreich, dem Bruder des Kaisers; sie verließ Dresden am
10. Dez., um fortan mit ihrem Gemahl, der Statthalter von
Tirol war, in Innsbruck zu residieren. Am 24. Nov. stand
Prinzessin Anna mit dem Erbgroßherzog Ferdinand von Toskana
vor dem Altar. Diesen im Auslande verheirateten Töchtern galt
die längere Rcise, die König Johann am 19. Mai 1857 in Be-
gleitung seiner Gemahlin und seiner Töchter Sidonie und Sophie
zunächst nach Stresa am Lago Maggiore führte, dem Aufent-
halte der verwitweten Herzogin Elisabeth von Genua, dann nach
Florenz zum Besuche der Prinzessin Anna und rückwärts wieder
über Stresa nach Innsbruck zur Prinzessin Margarethe. Es war
dieses schon das fünftemal, daß der König den Boden Italiens