Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

— 298 — 
Außer Sachsen traten damals noch Baden, Oldenburg, Braun- 
schweig und die thüringischen Staaten bei, also Staaten, in denen 
sich eine reiche Industrie entwickelt hatte. Hannover und Kur- 
hessen gaben ausweichende Erklärungen, Bayern, Württemberg, 
Großherzogtum Hessen, Nassau und Frankfurt versteckten sich, 
nachdem sie doch ebenso wie Sachsen, über 1½ Jahr Zeit zur 
Überlegung gehabt hatten, hinter der Notwendigkeit einer ein- 
gehenden Prüfung, obgleich auch bei ihnen die industriellen Ver- 
hältnisse, wenn schon nicht so lebhaft wie in Sachsen, der Einigung 
mit Frankreich und der Erhaltung des Zollvereins das Wort 
redeten. Aber hier war vornehmlich die Rücksicht auf Osterreich 
maßgebend, wo mit Schmerlings Eintritt ins Ministerium eine 
größere Unternehmungslust gegen Preußen Platz gegriffen hatte. 
Nachdem die Wiener Regierung schon im September 1861 den 
Zollregierungen ihre Bedenken gegen den Zollvertrag mit Frank- 
reich ausgesprochen, mit Preußen aber einen erbitterten Schrift- 
wechsel darüber geführt hatte, erhob sie unter Bezugnahme auf 
den mit Osterreich am 19. Febr. 1853 abgeschlossenen Zollvertrag 
am 21. Juni 1862 förmlich Protest gegen den französischen Vertrag; 
denn in jenem Vertrage sei eingangs als besondere Absicht „die 
allgemeine deutsche Zolleinigung“ anzubahnen, ausgesprochen wor- 
den, das sei aber nur dadurch Osterreich gegenüber möglich, wenn 
der Zollverein seine Zölle nicht, wie es durch den Vertrag mit 
Frankreich geschehe, ermäßige, weil er sich damit immer mehr 
von dem österreichischen Zollsysteme entferne. Es hatte aber jener 
Vertrag vom Februar 1853 ausdrücklich die Möglichkeit einer 
Zollherabsetzung in betreff aller hierher gehörigen österreichischen 
Artikel vorgesehen. Da die österreichische Regierung sich mit 
ihren Beschwerden auch an die sächsische Regierung gewandt hatte, 
so antwortete diese in einer Note vom 27. Mai 1862. Es mag 
hierbei darauf aufmerksam gemacht sein, daß Beust in den zehn 
Jahren, seitdem er die Anteilnahme Sachsens am Zollverein für 
einen Fehler erklärt hatte, in seiner Eigenschaft als Minister des 
Innern doch erheblich umgelernt hatte. Die Interessen gerade 
Sachsens an der Erhaltung des Zollvereins waren nachgerade 
auch ihm aufgegangen, und er gab nun dieser Erkenntnis sogar
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.