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des Zollvereins im November zusammentrat, ein von Sachsen
am 12. Nov. 1863 eingebrachter Vermittlungsantrag nichts, da
Preußen sich ablehnend verhielt, aber auch die süddeutschen Staaten
von gewissen prinzipellen Einwänden nicht lassen wollten. —
Es würde zu weit führen, dem Geduldspiele zu folgen, das
mitzumachen die Verbündeten Osterreichs Preußen und den mit
diesem einverstandenen Zollstaaten aus keinem anderen Grunde auf-
erlegten, als um ihre Souveränität zu zeigen und Preußen Schwie-
rigkeiten zu bereiten. Für Sachsen wurde bei seiner hochentwickelten
Industrie die Lage unerträglich. Nach nochmaligen vergeblichen
Versuchen, namentlich Bayern umzustimmen, mußte Sachsen die
von den süddeutschen Staaten nun trotz entgegenstehender Er-
klärungen vorhandene Absicht voraussetzen, den Zollverein zur
Auflösung zu bringen und sich mit Osterreich zu einem neuen
Zollganzen zu einen; selbstverständlich würde das auch die Auf-
lösung des deutschen Bundes nach sich gezogen haben. Für diese
Eventualität mußte Sachsen aber die Begründung eines neuen
Zollverhältnisses mit Preußen und den anderen mit ihm in
gleicher Lage befindlichen Staaten ins Auge fassen. Denn Preußen
hatte, wie das statutenmäßig war, wenn die Erneuerung des
Zollvereins nicht rechtzeitig erfolgte, am 17. Dez. 1863 die Zoll-
vereinsverträge gekündigt. Am 2. April erklärte die sächsische
Regierung. unmöglich in der bisher eingehaltenen zuwartenden
Stellung weiter verharren zu können, und tat sofort die nötigen
Schritte zur Erneuerung des Zollvertrags mit Preußen. Die
Verhandlungen darüber führten sehr bald zum Ziele, da alle
von Sachsen gestellten Bedingungen von der anderen Seite ohne
weiteres akzeptiert wurden. Sie waren unter Zugrundelegung
des französischen Handelsvertrags von den beiden Kammern des
seit 3. Nov. 1863 tagenden elften ordentlichen Landtags in ge-
heimer Sitzung beraten und einstimmig genehmigt worden. Nun
konnte der neue Sondervertrag zwischen Preußen und Sachsen
schon am 11. Mai 1864 abgeschlossen werden.
Im Interesse Sachsens und des Ganzen kann man nur be-
klagen, daß dieser energische Schritt nicht schon lange getan worden
war. Er erregte im Lande, als der Minister von Friesen am