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Hoch auf die Eintracht im großen deutschen Vaterland. Welchen
Anklang seine Rede fand, erhellt aus seinem Bericht an den
König vom 3. Aug.: „Als ich von der Tribüne herabstieg, wurde
ich von allen deutschen Volksstämmen halb tot gedrückt, nament-
lich von den Österreichern.“ Wenige Wochen später einte die
fünfzigjährige Erinnerungsfeier an die Schlacht von Leipzig die
Veteranen des furchtbaren Völkerringens in den Mauern der
alten Meßstadt, und hier trat natürlich noch mehr, als bei dem
Turnfeste der Gedanke einer nationalen Einigung unter Preußens
Führung in den Vordergrund. — —
In jenen Tagen patriotischer Erregung, die diese beiden Feste
entfachten, schien auch die Frage der deutschen Bundesreform spruch-
reif werden zu wollen. Vorerst hatte sich König Johann, nach-
dem im Januar 1863 der vorerwähnte Delegiertenvorschlag
Schmerlings in Frankfurt abgelehnt worden war, selbst an die
Ausarbeitung eines Projektes gemacht und es nach Wien zur
vorläufigen Begutachtung gesandt. Er schlug die Berufung einer
Notablenversammlung aus Abgeordneten der deutschen Stände-
kammern vor, um mit dieser ein neues Reformprojekt zu ver-
einbaren. Aber Graf Rechberg meinte nicht ohne Berechtigung,
dann müsse man ein festes Reformprojekt schon zur Hand haben,
sonst würde die Versammlung, wie das ja auch 1848 geschehen
war, das ganze Werk an sich reißen, und nannte den königlichen
Vorschlag „ein zu großes und wenig hoffnungsvolles Wagnis“.
Damit schien die Sache gänzlich eingeschlafen zu sein. Aber schon
war von ganz unberufener Hand ein Unternehmen eingeleitet,
das auch die deutsche Einheit zu seinem Schild und Deckmantel
nahm. "
In Regensburg lebte der Erbprinz von Thurn und Taxis,
der Gemahl einer Schwester der Kaiserin von Osterreich, ein
Mann, der von dem brennendsten Ehrgeize beseelt war, in die
deutschen Angelegenheiten einzugreifen und seinem Hause viel-
leicht eine führende Stellung zu eröffnen. Zu seiner Kenntnis
kam eine Denkschrift, die im Mai 1861 Julius Fröbel dem Mi-
nister von Schmerling überreicht hatte, derselbe Fröbel, der mit
Robert Blum 1848 gefangen genommen, beinahe dessen Schicksal