Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Hoch auf die Eintracht im großen deutschen Vaterland. Welchen 
Anklang seine Rede fand, erhellt aus seinem Bericht an den 
König vom 3. Aug.: „Als ich von der Tribüne herabstieg, wurde 
ich von allen deutschen Volksstämmen halb tot gedrückt, nament- 
lich von den Österreichern.“ Wenige Wochen später einte die 
fünfzigjährige Erinnerungsfeier an die Schlacht von Leipzig die 
Veteranen des furchtbaren Völkerringens in den Mauern der 
alten Meßstadt, und hier trat natürlich noch mehr, als bei dem 
Turnfeste der Gedanke einer nationalen Einigung unter Preußens 
Führung in den Vordergrund. — — 
In jenen Tagen patriotischer Erregung, die diese beiden Feste 
entfachten, schien auch die Frage der deutschen Bundesreform spruch- 
reif werden zu wollen. Vorerst hatte sich König Johann, nach- 
dem im Januar 1863 der vorerwähnte Delegiertenvorschlag 
Schmerlings in Frankfurt abgelehnt worden war, selbst an die 
Ausarbeitung eines Projektes gemacht und es nach Wien zur 
vorläufigen Begutachtung gesandt. Er schlug die Berufung einer 
Notablenversammlung aus Abgeordneten der deutschen Stände- 
kammern vor, um mit dieser ein neues Reformprojekt zu ver- 
einbaren. Aber Graf Rechberg meinte nicht ohne Berechtigung, 
dann müsse man ein festes Reformprojekt schon zur Hand haben, 
sonst würde die Versammlung, wie das ja auch 1848 geschehen 
war, das ganze Werk an sich reißen, und nannte den königlichen 
Vorschlag „ein zu großes und wenig hoffnungsvolles Wagnis“. 
Damit schien die Sache gänzlich eingeschlafen zu sein. Aber schon 
war von ganz unberufener Hand ein Unternehmen eingeleitet, 
das auch die deutsche Einheit zu seinem Schild und Deckmantel 
nahm. " 
In Regensburg lebte der Erbprinz von Thurn und Taxis, 
der Gemahl einer Schwester der Kaiserin von Osterreich, ein 
Mann, der von dem brennendsten Ehrgeize beseelt war, in die 
deutschen Angelegenheiten einzugreifen und seinem Hause viel- 
leicht eine führende Stellung zu eröffnen. Zu seiner Kenntnis 
kam eine Denkschrift, die im Mai 1861 Julius Fröbel dem Mi- 
nister von Schmerling überreicht hatte, derselbe Fröbel, der mit 
Robert Blum 1848 gefangen genommen, beinahe dessen Schicksal
	        
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