Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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gänzlich. Daraufhin erhob sich der preußische Gesandte von Sa- 
vigny, um die feierliche Erklärung abzugeben, daß die Bundes- 
akte durch die Zulassung des österreichischen Antrags gebrochen sei, 
und daß deshalb Preußen in aller Form seinen Austritt aus dem 
Bunde ankündige. Zwar konnte mit Recht der bayrische Gesandte 
dem entgegenhalten, daß nicht der österreichische, sondern der bay- 
rische Antrag zur Annahme gelangt sei: an der Sache wurde da- 
durch nichts geändert, und der preußische Gesandte verließ den 
Saal. 
So war also die Entscheidung gefallen, und obgleich sie genau 
voraus verkündigt war, erregte sie doch unter den Frankfurter 
Diplomaten große Bestürzung. Auch Beust dürfte nicht angenehm 
von dem seiner Berechnung so völlig widersprechenden Fazit über- 
rascht worden sein. Der bayrische Antrag hatte sich als eine 
Spinnenwebe erwiesen, die von der Tatsachenlogik zerrissen worden 
war, und obendrein behauptete man in Frankfurt in dem preußen- 
freundlichen Lager, daß Beust den Pfeil geschärft, v. d. Pfordten 
ihn nur abgeschossen habe. Wie der Sachverhalt wirklich lag, 
ist auseinandergesetzt worden. Daß für Beust die letzte Wendung 
überraschend kam, erhellt daraus, daß er erst in den beiden der 
Entscheidung folgenden Nächten daran ging, seine Papiere zu 
sichten und Kompromittierendes zu verbrennen. 
Am selben 14. Juni war der sächsische Landtag, wie schon 
erwähnt, durch Beust geschlossen worden. Die Mitglieder der 
Kammern, die Minister und Regierungskommissare waren vom 
Könige nach Pillnitz zu dem üblichen Schlußdiner eingeladen. 
Während des Verlaufs langte die Nachricht von der Frank- 
furter Abstimmung an. Recht wohl war man sich bewußt, was 
sie zu bedeuten hatte, und alles umdrängte den greisen König, 
um ihm das Bewußtsein der Einigkeit mit seinem Volke zu 
stärken, dessen er in diesen Stunden ganz besonders bedurfte. 
Während aber hier noch der Becherklang über den Ernst des 
Augenblicks hinwegtäuschte, ließ der Finanzminister von Friesen, 
der sich im Hinblick auf die bevorstehende folgenschwere Ent- 
scheidung in Pillnitz entschuldigt hatte, den vorerwähnten Zug 
mit den wohlersparten sächsischen Millionen über Prag nach 
25“
	        
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