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München abgehen; sie hatten schon die österreichische Grenze pas-
siert, als die Teilnehmer an dem Königsmahle von Pillnitz zurück-
kehrten.
Am 15. Juni sah sich Sachsen nochmals vor die endgültige
Entscheidung gestellt. Der preußische Gesandte in Dresden, der
schon mehrfach genannte Herr von Schulenburg, übergab an Beust
eine Note seiner Regierung, die Sachsen den Weiterbestand zu-
sicherte, falls es sofort seine Armee auf den Friedensstand zurück-
versetze und der von Preußen am 10. Juni vorgeschlagenen Re-
form, namentlich in bezug auf das engere deutsche Parlament
beistimme. Die sächsische Antwort lautete ablehnend. Mit der
Hartnäckigkeit, die jetzt schon einen Beigeschmack des Lächerlichen
erhielt, wurde wieder auf die Unauflöslichkeit des Bundes und
auf Sachsens Verpflichtung das Bundesrecht aufrechtzuerhalten,
hingewiesen, während man doch tatsächlich nur die Geschäfte Oster-
reichs besorgte und besorgen wollte. Dem entsprach ferner die
Versicherung, daß auch die sächsische Regierung ein deutsches Parla-
ment wünsche, aber nur, wie das schon des öfteren in Über-
einstimmung mit den Kammern ausgesprochen worden sei, ein
allgemein deutsches, d. h. ein solches mit Osterreichs Einschluß.
Zum Schlusse war gesagt, daß, wenn Preußen sich infolge dieser
Erklärung als im Kriegszustande mit Sachsen befindlich ansehen
wolle, Sachsen dagegen entschieden protestieren und die Hilfe
des Bundes in Anspruch nehmen müsse. Es bleibt
noch heute Geheimnis und wird es wohl auch in Ewigkeit bleiben,
von welcher Seite sich Beust eine Bundeshilfe erwartete. Jeden-
falls bedeutete die sächsische Antwort für Sachsen den Krieg und
dessen Erklärung ließ nicht auf sich warten. Noch am Abend des
15. Juni gegen ½10 Uhr erbat sich der preußische Gesandte eine
Audienz bei dem Könige und überreichte ihm die preußische Kriegs-
erklärung. Um 10 Uhr versammelte der König nochmals die
Minister um sich, um von ihnen Abschied zu nehmen, da ja
unter den nunmehrigen Umständen seines Bleibens im Lande
nicht mehr sein konnte, denn zur selben Stunde rückten, wie
der Telegraph meldete, die preußischen Truppen schon in Riesa ein.
Dorthin hatte der Kronprinz auf einem Dampsschiff den