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Ingenieur-Oberleutnant Portius entsandt, um die nötigen Vor—
kehrungen zur Abbrennung der dortigen Elbbrücke zu treffen, wie
auch die Brücke bei Meißen zur Sprengung vorbereitet war. So
fanden die Preußen bei ihrer Annäherung an Riesa die Brücke
in Flammen stehend, und in derselben Nacht wurde auch die
Meißner Brücke vernichtet. Ebenso wurden die Bahnlinien nach
Riesa, Leipzig und Berlin und nach Schlesien unfahrbar ge-
macht. Es schienen infolgedessen die Vorwärtsbewegungen der
Preußen Stillstand zu erfahren, was jedoch darin seinen Grund
hatte, daß die Preußen über die österreichischen Stellungen nicht
genügend unterrichtet waren und die feindseligen Streitkräfte über-
schätzten. Noch am 25. Juni konnte ein bis Weißenborn bei
Freiberg vorgedrungenes Pikett von etwa 30 österreichischen Hu-
saren die ganze in Freiberg einquartierte preußische Kavallerie
zum Ausrücken veranlassen. Infolge des zögernden Vorrückens der
Preußen wurde auch der Abmarsch der sächsischen Truppen nach
Böhmen vorläufig eingestellt. Aber dann trafen übereinstimmende
Meldungen ein von dem Vormarsch der Preußen sowohl linksseitig
der Elbe über Wurzen auf Meißen zu, als rechtsseitig des Flusses
gegen Löbau. Somit zog sich das sächsische Korps erst in der
Morgenfrühe des 17. Juni hinter die Müglitz zurück.
Schon weilte der König bei seinem Heere; am 16. Juni
hatte er, begleitet von den Segenswünschen und den Zeichen
treuester Liebe und Anhänglichkeit, seine Hauptstadt verlassen. Zur
Fortführung der Regierungsgeschäfte während seiner Abwesen-
heit war von ihm schon im Mai eine sog. „Landeskommission“
mit weitreichender Vollmacht niedergesetzt worden. Sie sollte
aus den im Lande verbleibenden Ministern bestehen — Beust
und Rabenhorst mußten ja voraussichtlich den König begleiten;
es trat dann noch für die militärischen Dinge der Generalleutnant
von Engel hinzu, und an Stelle des durch Alter nicht mehr
zulänglichen Herrn von Behr setzte als Justizminister der König
am 7. Mai den bisherigen Präsidenten des Appellationsgerichtes
zu Dresden, Schneider, ein, der nunmehr auch der Landeskom-
mission zuerteilt wurde.
Aus dieser schweren und verwirrenden Zeit des Aufbruchs