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kronprinzliche Armee wie gegen die des Prinzen Friedrich Karl
aufzuschlagen und hierher auch den Kronprinzen von Sachsen
zu ziehen. Die schon nach der Iser im Marsch befindlichen
Truppenkörper wurden wieder zurückkommandiert. Die letzten
Anordnungen in dieser Richtung waren von Krismani früh 7/
Uhr am 29. Juni ausgegeben worden. Zu ihnen gehörte auch
der Befehl an den Kronprinzen von Sachsen, auf das Gros der
Armee zurückzugehen und jedem ernsteren Gefechte auszuweichen.
Dieser Befehl wurde dem Major Grafen Sternberg zur Über-
mittlung an den Kronprinzen Albert übergeben. Auf dem Wege
nun zum Kronprinzen berührte der Graf das Schloß Militschowes,
erfuhr hier, daß der Kronprinz seine Ankunft für den Abend
des Tages angesagt hatte, und beschloß nun mit einer pflicht-
widrigen Saumseligkeit ohne gleichen — wahrscheinlich war ihm
der Tag für das Weiterreiten zu heiß —, in Militschowes auf
den Kronprinzen zu warten. Nun hatte aber doch dieser, wie
erzählt, um die Mittagsstunde des 29. an das Hauptgquartier
nach Josephstadt um nähere Verhaltungsmaßregeln depeschiert,
freilich ohne Antwort zu erhalten. Warum? Weil das Haupt-
quartier am Morgen nach Dubenetz aufgebrochen war und nie-
mand in Josephstadt es für nötig gehalten hatte, eine Depesche
des Kronprinzen von Sachsen an den Höchstkommandierenden nach-
zusenden. Das hätte allerdings durch einen Boten geschehen
müssen, da eine Feldtelegraphenverbindung noch nicht hergestellt
war und auch nicht hergestellt wurde. Allenthalben trat also
in verhängnisvollster Weise auf österreichischer Seite das alte
Laster zutage, das der Wiener mit dem Worte „Schlamperei“
bezeichnet.
Gegen 3⅛ Uhr nachmittags meldeten vorgeschobene Reiter-
abteilungen, daß der Feind im Anmarsche begriffen sei. Nach
der mit dem Kronprinzen getroffenen Vereinbarung und ent-
sprechend dem Befehle Benedeks nahm Clam-Gallas den Kampf
auf, in der Überzeugung, daß wenigstens das nach Benedeks Mit-
teilung im Anmarsche befindliche Korps des Erzherzogs Ernst
noch in den Kampf mit eingreifen werde. Er teilte seine Absicht
durch einen reitenden Boten dem Erzherzog auch mit; aber der