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empfangen wurde. Seine Befürchtungen verwirklichten sich; er
fand den Kaiser ebenso gesundheitlich wie seelisch herabgestimmt;
sein Blasenleiden war damals gerade wieder stark aufgetreten, und
die ungeahnten preußischen Erfolge hatten ihn geradezu nieder-
geschmettert. Vor allem aber war schon am vorhergehenden Tage
der preußische Gesandte Graf Goltz bei ihm gewesen und hatte
ihm im Auftrage Bismarcks mitgeteilt, als Grundlage für
den gewünschten Waffenstillstand, den übrigens Italien am 9. Juli
unter gleichzeitigem Antritt seines erneuten Vormarsches über
den Po abgelehnt hatte, könne nur der preußische Vorschlag am
Bunde vom 10. Juni, der also vor allem die Einigung Deutsch-
lands unter Preußens Führung mit Ausschluß Osterreichs an-
strebte, angenommen werden. Darauf war Napoleon im Prinzip
eingegangen und konnte darum Beust nichts Greifbares mehr
bieten, obwohl dessen Hinweis auf die daraus sich ergebende Not-
wendigkeit eines dereinstigen Entscheidungskampfes zwischen ihm
und Preußen seinen Eindruck auf ihn nicht verfehlte. Am 17. Juli
kehrte Beust von seiner vergeblichen Sendung zurück.
Noch vor seiner Rückkehr waren am 15. Juli durch den
Herzog von Gramont die zwischen Napoleon und dem Grafen
Goltz vereinbarten Friedensvorschläge in Wien im Entwurfe mit-
geteilt worden. Der ihm zugemutete Austritt aus dem zukünftigen
Deutschland fiel zwar dem Kaiser Franz Josef äußerst schwer;
noch glaubte er auf die süddeutschen Staaten hoffen zu können;
aber einc Anfrage in München erhielt als Antwort den dringenden
Rat zum Frieden, die Schilderungen Beusts von der Stimmung
an den Höfen von Stuttgart und München taten das übrige und
so wurde am 20. Juli die vorerwähnte Waffenruhe vereinbart,
die zunächst vom 22.—27. Juli mittags dauern sollte. Italien
trat am 25. Juli dem Waffenstillstand bei; schon am 21. Juli
hatten sich drei österreichische Unterhändler in das preußische
Hauptquartier begeben, und am 26. Juli wurden die Friedens-
präliminarien zwischen Osterreich und Preußen bei Nikolsburg
abgeschlossen.
Dieser Abschluß brachte nun auch die Gewißheit, daß
eine Fortführung des Kampfes, für welche eine Vereinigung der
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. II. 27