Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Wilhelm auf dem Heller bei Dresden. Es stand dort unter 
der Führung des Generalleutnants Prinzen Georg die 23. Divi- 
sion in Parade; an die übliche Vorbeiführung schloß sich eine 
größere Gefechtsübung. Diesem Besuche des Königs, der vom 
7.—9. Sept. währte, folgte ein solcher des Kronprinzen Friedrich 
Wilhelm und seiner Gemahlin vom 9.—12. Okt. Aber einen 
Besuch von höchster politischer Bedeutung brachte der Geburtstag 
des Königs, indem am 12. Dez. unter den Gratulanten, begleitet 
von seinem Legationsrate von Keudell, Graf Bismarck sich ein- 
stellte. Er hatte dem Minister von Friesen vorher ausdrücklich 
diesen Wunsch ausgesprochen und um die nötige Vermittlung ge- 
beten, dabei betonend, daß er durch diesen Höflichkeitsakt seine 
Auffassung des Bundes vom nicht preußisch-partikularistischen 
Standpunkte aus beweisen wolle. Er konnte mit der Überzeugung 
Dresden verlassen, daß man sich hier trotz der kurzen Spanne 
Zeit in die neuen Verhältnisse im wesentlichen mit Befriedigung 
hineingefunden hatte. — Auch Moltke kam im Sommer 1869 
zum Zwecke einer Generalstabsreise nach Sachsen. Einige vierzig 
preußische, württembergische und sächsische Offiziere versammelten 
sich am 11. Aug. 1869 in Dresden, wo ihnen Kronprinz Albert 
ein Gastmahl gab, um dann unter der Leitung des großen 
preußischen Strategen das Gelände von Großenhain bis Stolpen 
zu studieren und zur Grundlage militärischer Ubungsaufgaben zu 
machen. Von Stolpen aus machten die Offiziere noch einige 
reizvolle Ausflüge in die sächsische Schweiz und wurden schließlich 
mit einer Bowle vom Kronprinzen verabschiedet. Das Haupt- 
ergebnis dieser Tage war das freundschaftliche Verhältnis, das 
sich zwischen dem greisen preußischen Strategen und dem auch 
in kriegerischer Arbeit herangereiften sächsischen Thronfolger an- 
spann. Regelmäßig erschien von nun an Kronprinz Albert bei 
den größeren preußischen Truppenbesichtigungen. 
Ganz naturgemäß bildete Kronprinz Albert ein Bindeglied 
zwischen dem neuen norddeutschen Staatengebilde und dem aus 
Deutschland ausgeschiedenen Osterreich, wo der frühere sächsische 
Premierminister von Beust nunmehr am politischen Ruder stand. 
Es dürfte zweifellos sein, obwohl uns darüber authentische Nach-
	        
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