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Prinzen Georg an die Truppen nach dem Festgottesdienste am
22. Okt. hob in kurzen Zügen die militärischen und strategischen
Leistungen des Königs hervor und fügte weiterhin Worte hinzu,
die jedem sächsischen Soldaten aus dem Herzen gesprochen waren:
„Sind wir stolz auf unsern König als Kriegshelden, so sind wir
aber auch gewohnt, im Frieden zu ihm emporzublicken mit Ver-
trauen und Liebe; ist er doch der gerechte aber auch milde Be-
urteiler unserer Leistungen, der treue Pfleger unserer Armee,
ein wahrer Soldatenvater!“ — Zur Beglückwünschung des hohen
Jubilars erschien am 24. Oktober Kaiser Wilhelm II. mit
den Prinzen Heinrich und Albrecht an der Spitze der sämtlichen
kommandierenden Generale der deutschen Armee. Außer anderen
Worten der Verehrung und Anerkennung sagte der Kaiser folgen-
des: „Ew. Majestät haben errungen, was einem Soldaten nur
zusteht zu erringen, die höchste Ehre ist Ihnen zuteil geworden:
Sich den Feldmarschallstab vor dem Feinde zu erkämpfen. Ich
bitte daher Ew. Mcjestät, den Feldmarschallstab, den ich Eurer
Majestät anzubieten wage, als ein Symbol der Huldigung Meiner-
seits und Meiner Armee zu übernehmen.“ Es war aber dieser
Feldmarschallstab, den der Kaiser nach Ausbringung des Hochs
auf den König diesem überreichte, ein Meisterwerk der Goldschmiede-
kunst, eine silberne Hülse mit blauem Samt überzogen und in vier
Längsreihen abwechselnd mit sieben Adlern und sieben Kronen,
außerdem aber am oberen und unteren Ende reich mit Perlen,
Brillanten und Smaragden besetzt. Der König dankte mit folgen-
den charakteristischen Worten: „Durch das Erscheinen Eurer
Mgcjestät ist einem alten Soldaten bei seinem Jubelfeste die sehr
hohe Ehre zuteil geworden, von einem Kaiser an der Spitze
aller Führer des deutschen Heeres beglückwünscht zu werden. Ich
sage Ew. Majestät Meinen tiefgefühltesten Dank! Ist es Mir in
früheren Jahren gelungen, die Zufriedenheit des verstorbenen
Kaisers und seiner Ratgeber Mir zu erwerben, so bin Ich dafür
noch im Tode demselben dankbar. Dieser Stab, den Ew. Maje-
stät mir verlichen haben, soll in Meinen Händen fest und sicher
sein, und sollte — was Gott verhüten möge! — Ich nochmals
das Schwert für deutsches Recht und Sicherheit zu ziehen ver-