— 690 —
Schmuck verleihen können: bei der Parade, welche zur silbernen
Hochzeit des Königspaares Mitte Juni 1878 abgehalten wurde,
stand Prinz Friedrich August, König Alberts ältester Neffe und
heute sein Nachfolger an der Krone, zum ersten Male in der Front
der Truppen. Und als König Albert zehn Jahre später, am
23. April 1888, seinen sechzigsten Geburtstag feierte, sah er bei
der Parade seine sämtlichen vier Neffen als Offiziere stehen:
den Prinzen Friedrich August als Hauptmann bei den Leib-
grenadieren, den Prinzen Johann Georg als Oberleutnant bei
den Schützen, den Prinzen Max als Leutnant bei den Kaiser-
grenadieren und den Prinzen Albert bei dem 13. Jäger-
bataillon.
Wie in gleicher Weise, nur naturgemäß nicht so hervor-
tretend, Prinz Georg um die Haltung und Ausbildung der sächsi-
schen Armee sich verdient machte und daß dieses Wirken An-
erkennung fand, ist im vorstehenden schon mitberührt worden.
Daß ihm aber auch das innere Wohl und Gedeihen der Armee
am Herzen lag, bewies er durch seine Order vom 8. Juni 1891,
in der in schärfster Weise die Soldatenmißhandlungen gemiß-
billigt und mit harten Strafen bedroht wurden. Diese durchaus
nur für den Dienst bestimmte, also geheimgehaltene Order hatte
insofern ein besonderes Schicksal, als sie in der neuerdings von
der sozialdemokratischen Taktik beliebten Manier dem „Vor-
wärts“ ganz zufällig auf den Redaktionstisch flog und in diesem
Blatte Anfang Februar 1892 veröffentlicht wurde, natürlich als
Beweis für die himmelschreienden Zustände in unserer Armee,
während sich doch jeder vernünftige Mensch sagen mußte, daß
eben durch solche Erlasse Übelständen vorgebeugt werden sollte.
Daß solche immerhin vorkamen und vorkommen, ist leider bei
der nicht immer einwandfreien Haltung dieses oder jenes Unter-
offiziers oder Feldwebels nicht absolut aus der Welt zu schaffen.
Nur muß man auch billigerweise mit der durch einen aufreiben-
den Dienst nicht immer auf olympischen Gleichmut gestimmten
Gemütsart dieser Leute rechnen und vor allem damit, daß ihnen
von seiten sozialistisch beeinflußter Soldaten das Leben oft genug
mit Zielbewußtsein sauer genug gemacht wird. Wie oft ist ja