Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Lug und Trug verborgen sei, sondern glaubet dem Worte Eures 
Königs, den Ihr nie als unwahr erkannt habt, daß dem unendlich 
Schmerzlichen, das über Uns hereingebrochen ist, lediglich die 
ungebändigte Leidenschaft einer schon lange im stillen tief ge- 
fallenen Frau zugrunde liegt. — In der Überzeugung, daß Mein 
Volk Mir vertraut und sich in Meiner tiefen Bekümmernis immer 
mehr um Mich scharen wird, trete Ich von zuversichtlicher Hoff- 
nung erfüllt Meine Reise an.“ — 
Wer könnte, soweit er nicht immer noch unter dem Ein- 
flusse damaliger Voreingenommenheit steht, ohne innere Be- 
wegung diese Bekundung eines treuherzigen Optimismus sich 
wieder ins Gedächtnis rufen? Gewiß, jene Stelle von der „schon 
lange im stillen tief gefallenen Frau“ war hart und erfuhr darum 
auch eine harte Beurteilung. Vielleicht war es weltkluger, poli- 
tischer, die Reaktion der öffentlichen Meinung eines Zeitalters, 
das ein tout comprendre c'est tout pardonner auf die sitten- 
flüchtigen Paniere der Charakterlosigkeit geschrieben hatte, nicht 
sozusagen zu diskontieren; aber ein dem Grabe zueilender Greis 
hatte kaum noch Zeit, lange zu warten. Und wenn er die Herbig- 
keit und Bitternis eines in seinem tiefsten Vertrauen und in seiner 
idealen Glücksauffassung tief getroffenen Daseins aussprach, hatte 
er nicht seinem Volke gegenüber, von dem er sich geliebt glaubte, 
ein Recht und eine Pflicht zu solcher Aussprache? Niemand war 
es darum, und ist es auch heute noch nicht, verboten, den Zustand 
der Prinzessin in jener verhängnisvollen Endperiode als in erster 
Linie extrem pathologisch aufzufassen und damit eine Milderung 
des Urteils über diese Frau zu begründen, die unser König Fried- 
rich August doch einmal herzlich lieb gehabt hat und die auch eine 
Reihe von Jahren diese Liebe rein und unbefleckt erwiderte. 
Welcher vernünftige Mensch tritt denn mit gesunden Sinnen eine 
aus nächster Nähe winkende Königskrone achtungslos in den Kot? 
— Aber mit diesen gern gemachten Zugeständnissen — wer selbst 
ganz rein ist, der werfe den Stein! — ist auch die Grenze des 
vernünftigerweise Erlaubten erreicht. Vor allem hätte man nicht 
an jenem Märlein festhalten dürfen, das im Anfange einer von 
niemand vorauszusetzenden Entwickelung in einem streng pro-
	        
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