Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Die innere Ausstattung der Wohnräume war äußerst einfach 
und schlicht. Erst in späteren Zeiten wurden die Wände mit reich 
geschmückter Holzverkleidung, die Decken mit geschnitzter Täfelung, die 
tiefen und geräumigen Fensternischen mit Sitzbänken und hohen Lehnen, 
die großen Rittersäle mit kunstreich ausgestatteten Kaminen oder figuren- 
reichen, buntfarbigen Kachelöfen geschmückt. Waffen, Trophäen und 
Trinkhörner zierten die Wände, Thierfelle die Sitze und Lagerstätten. 
Tische, Stühle, Bänke, Schränke, Bettstellen u. s. w. wurden mit 
Schnitzwerk verziert. 
Der Umfang der Ritterwohnungen war anfänglich ein beschränkter 
und die ganze Einrichtung einfach und ursprünglich. 
Die steilen Dächer der Gebäude waren mit Pfannen (Dach- 
pfannen) gedeckt. 
In jeder Burg befand sich ein Brunnen; häufig in den Felsen 
gesprengte, tiefe Ziehbrunnen. Nächstdem waren in jeder größeren 
Burg ein Schnitzhaus mit den Vorräthen an Pfeilen, Bolzen, Arm- 
brüsten, Spießen, Lanzenschäften u. s. w., sowie eine von Ost nach 
West gerichtete Kapelle, welche in der Regel an den Palas angebaut war. 
Erst in späteren Zeiten wurden die Zugänge zu den oberen 
Räumen in angebaute Wendeltreppenthürme (Greden) verlegt. 
Den Hauptbestandtheil einer jeden Burg bildete der Bergfried. 
Ohne Bergfried ist eine Burg eigentlich gar nicht zu denken. 
Der Bergfried war der rund, guadratisch oder rechteckig an- 
gelegte Hauptthurm einer jeden Burg, welcher die übrigen Gebäude 
hoch überragte und den letzten Zufluchtsort der Vertheidiger bildete, 
wenn die Burg selbst in der Angreifer Hand gefallen war. 
Dieser Hauptthurm einer jeden Burg hatte in der Regel etwa 
9 m im Ouadrat, oder bei kreisförmigem Grundriß 10 m im Durch- 
messer. Die Mauern waren bis zu 2½ m stark, die Höhe un- 
gefähr 30 m, in einzelnen Fällen auch mehr; nicht selten bestand 
außer der äußeren Doppelmauer noch eine innere. 
Der Bergfried stand frei auf dem hbchsten oder wichtigsten 
Punkte der Burg: sein Zugang lag 12 bis 15 m über dem Burg- 
hofe und war nur von einem der Nebengebäude mittels Fallbrücke, 
Falltreppe (oder auch Leitern) zu erreichen. Derselbe war in mehrere 
Stockwerke eingetheilt, welche entweder durch Gewölbe oder durch 
Decken von starken Balkenlagen von einander getrennt waren. Die 
Treppen aufwärts und abwärts führten innerhalb der starken Mauern. 
Oben schloß er mit einer von Zinnen umgebenen Plattform, oder 
mit einem von einem Umgange umfaßten steinernen Kegeldache, oder 
auch zuweilen mit einem hölzernen Aufbau. Daß unten, in den ge- 
wölbten Räumen des Bergfried das Burgverließ sich befunden habe,
	        
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