Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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gepflegte Blumenbeete. Der Anblick des Schlosses ist von der Garten- 
seite ebenso interessant, wie von der Dorsseite.) 
Etwa fünfzehn Minuten vom Wirthschaftshofe von Weesenstein, 
in östlicher Richtung, etwa 100 m über dem Thale der Müglitz liegt 
das sogenannte Belvedere, ein alter, dem Verfall näher rückender 
Jagdpavillon, von dessen Thurme man in früheren Zeiten eine sehr 
hübsche Aussicht hatte. Gegenwärtig ist die Aussicht vollständig ver- 
wachsen. 
Von hier geht man in südöstlicher Richtung längs des deutlich 
sich kennzeichnenden, aus Quarzschiefer bestehenden Ziegenrücks. 
Man hat von demselben eine sehr anmuthige Rundsicht. Im Norden 
den Porsberg, im Nordosten die Burkersdorfer Linde, weiter ostwärts 
die Kegel des Sandsteingebirges (Bärensteine, Lilienstein, Königstein, 
Große Winterberg, Quirl, Gohrisch und Papststein dicht hinter einander, 
Pfaffenstein, kleiner, großer Zschirnstein, Katzstein, in nächster Nähe 
den Cottaer Spitzberg, dann Schneeberg, Schönwalder Spitzberg, genau 
im Süden das Mückenthürmchen, Geising, schwarze Tellkoppe, Luch- 
berg, genau im Westen Wilisch, Tharandter Wald, Windberg, im 
Norden abschließend das Elbthal. 
In dem unnmittelbar vor dem Ziegenrück liegenden Meusegast 
stand noch vor etwa 50 Jahren ein alter, viereckiger Thurm als 
Ueberrest der im 10. Jahrhundert gegründeten Burg, einer Grenz- 
feste der Meißner Markgrafen. Der Name des Ortes, abzuleiten 
von meze = der Grenzrain, chat' — die Hütte, bezeichnet denselben 
als Randort des sorbenwendischen Gebietes. Der alte Thurm ist 
seitdem niedergerissen und sein Gestein bei Bauten im Orte ver- 
wendet worden. 
Auf einem Feldwege gelangt man unterhalb Oberseidewitz in das 
reizende Thal des Seidewitzbaches, dessen schönster Theil von hier bis 
zur Nenntmannsdorfer Mühle liegt. Die 50 bis 60 m hohen, reich 
mit Laubholz besetzten Thalwände werden durch Felsblöcke und Felsen- 
klippen reich geschmückt, besonders an der zweiten Thalbiegung, wo 
eine Gruppe auf beiden Seiten des Thales hoch aufragender Felsen- 
zähne und Thürme den Namen „Wildkirche“ erhalten hat. 
Von der Nenntmannsdorfer Mühle bis oberhalb der Schnecken- 
mühle, und von dieser bis Liebstadt wird das nahezu südlich ansteigende 
Thal von einer breiten Wiesenaue gebildet, welche von 60, 70 und 
selbst 80 m hohen, reich mit Laubholz, aber auch theilweis mit 
Nadelholz besetzten Abhängen eingefaßt wird. Nur oberhalb der 
*) W. Becher, Schloß Weesenstein 2c. Dresden 1850. 
F. Polle, Muglitzthal 2c. 1886. 
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