Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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fristete man sich noch mit der Aufarbeitung der alten Halden früherer 
Seifenwerke bei Ehrenfriedersdorf und Geyer. 
Im Jahre 1845 berechnete man den Jahresdurchschnitt der 
Zinnproduction von Marienberg mit 121 Centnern, Geyer mit 
102 Centnern, Ehrenfriedersdorf mit 98 Centnern. 
Für das Graupener Revier waren die Abbaue im Gebiete der 
Mückenpinge von besonderer Bedeutung. Seit 1856 sind die ge— 
sammten Gruben und Pochwerke vereinigt, und 1864 das große 
(Heinrichs-) Pochwerk mit 21 Pochstempeln und 4 Stoßheerden an— 
gelegt worden. Gleichzeitig wurde für die Verhüttung der Erze ein 
großer Schachtofen auf dem Nievenheimer Pochwerke angelegt. Das 
im Jahre 1806 noch im Betrieb befindliche Seifenwerk bei Graupen 
ist längst eingegangen. Dagegen hat man in der neuesten Zeit den 
vor 1487 angelegten und bis unter die Mückenberger Pinge reichenden 
tiefen (Antonio-) Erbstollen im dürren Holze, sowie den Martinetzer 
Stollen oberhalb Mariaschein wieder in Stand zu setzen begonnen, 
um dem gegen 1870 wieder lebhafter aufgenommenen Betrieb zu 
dienen. Man denkt durch Vollendung des oberen und tiefen Antoni- 
stollen, nach Abführung der hindernden Wassermengen, die bauwürdigsten 
Strecken zu eröffnen; denn trotzdem man nahe zu sieben Jahrhunderte 
hier Bergbau getrieben, so sind die besten und wichtigsten Bergmittel 
bei Weitem noch nicht abgebaut. Der Gehalt der besten Gänge 
wird auf 3 Procent metallisches Feinzinn auf den Centner Erz 
angegeben. 
Auch bei Zinnwald, wo 1868 der tiefe Hülfe Gottes Erbstollen 
durchschlägig wurde, dar man voller Zuversicht, bis die australische 
Concurrenz Alles lähmte, die Zinnproduction sich nicht mehr bezahlt 
machte, und man sich darauf beschränken mußte, Quarz und Wolf- 
ramerz aus den alten Halden heraus zu klauben. 
Im Altenberger Revier sind die gegenwärtig bestehenden Zinn- 
bergwerke Vereinigt Feld im Zwitterstock und Zwitterstocks tiefer Erb- 
stollen zu Altenberg, sowie Vereinigt Feld Fundgrube in Zinnwald. 
Bis 1886 waren sechs, von da an fünf Zinngruben in Betrieb, von 
denen drei im Freiverbau sich erhielten. Die Belegschaft betrug 
zwischen 320 und 350 Mann; das Ausbringen zwischen 2000 und 
2200 Centner an Zinn, Wismuth, Phosphorzinn und sogenanntem 
Kirchenzinn. Das Ausbringen an Zinn sank von 1862 Centner 
(1884) auf 1300 Centner (1887). Wolframerze wurden 1884, 
790 Centner, 1885 nur 530 Centner, und 1887 erst wiederum 
790 Centner ausgebracht. Das über Hamburg eingeführte „Scheelit" 
(Scheelium, Schwerstein, wolframsaurer Kalk) macht durch seinen billigen
	        
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