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Das Thal der Weißeritz bildet bis zum Zusammenfluß der bei
Cosmannsdorf sich vereinigenden zwei Hauptwasserläufe eine nach
Südwest gerichtete, kesselartig bei Potschappel und Deuben erweiterte
Thalspalte, welche von 70, 80 und selbst 110 bis 120 m hohen
Abhängen und Wänden eingeschlossen ist. Es ist eine der reizendsten
und merkwürdigsten Gegenden, mit ihrer Mannigfaltigkeit an Engen
und Weitungen, Felsenzacken und waldigen Thalhängen. Steil auf-
ragende Klippen von Syenit bezeichnen den Eingang in das Thal,
welches seit kaum 50 Jahren den idyllischen Charakter vollständig
verloren hat, der ihm bis dahin zukam, da von dem am Eingange
liegenden „Hegereiter“ bis nach Tharandt nur vereinzelt industrielle
Etablissements anzutreffen waren. Außer den verschiedenen Mahl-
mühlen, welche die Wasserkraft der Weißeritz einigermaßen ausbeuteten,
war das „Kunstgestänge“, welches unweit der rothen Schenke im
Dorfe Potschappel die Straße überschritt, die einzige Sehenswürdig-
keit, auf welche der Reisende aufmerksam gemacht wurde, ungerechnet
einige Weinberge bei Döltzschen.
Das hat sich nun freilich Alles bedeutend verändert. Die Ver-
mehrung und Vergrößerung der Kohlenschächte des Potschappler Beckens
und seiner Umgebungen hatte die Anlage und das Wachsthum zahl-
reicher industrieller Etablissements im Gefolge, so daß das Weißeritz-
thal bis Hainsberg ein großes, überaus dicht bevölkertes Industrie-
gebiet bildet.
Oberhalb Plauen liegt auf dem rechten Weißeritzufer ein Aus-
sichtsthurm auf dem Hohen Steine, von welchem man eine recht gute
Aussicht nach dem Sandsteingebirge und nach dem Elbthale hat.“)
Am Eingange des Plauenschen Grundes fand am 26. September
1719 das großartige Saturnusfest statt, der Schluß der prunk-
vollen Vermählungsfeierlichkeiten des Kurprinzen Friedrich August mit
der Kaiserlichen Prinzessin Maria Josepha.“)
Saturn hatte den Entschluß gefaßt, alle Berg-, Hütten= und
Wald-Leute u. s. w. aus den Klüften des Erzgebirges herauszupochen
und in einem großartigen Aufzuge von den Schätzen des Erzgebirges
Geschenke darzubringen. Den Mittelpunkt des Festes bildete der am
Eingange des Grundes, auf dem linken Weißeritzufer über der Brücke
unweit des Forsthauses (Hegereiters) errichtete Saturnustempel. Der-
*) Beschreibung des Planischen Grundes bei Dresden. Nebst
einer umständlichen Nachricht von den verschiedenen Steinarten, Versteinerungen
und Merkwürdigkeiten. (Mit Kupfern.) Dresden, Hilscher. 1781.
W. G. Becker, Der Plauische Grund bei Dresden. (Mit 25 Kupfern.)
Nürnberg. Frauenholz 1799.
*“) Der Sammler für Geschichte und Alterthum 2c. Dresden. 1837, I, 135.