Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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seinen Reichthümern erzählt die Sage vom Musikanten-Görge. Auf 
dem Windberge und seinen Abhängen, im Thale bei Döhlen und 
Potschappel, längs des von Zauckerode und Kesselsdorf herabfließenden 
Bächels sind zahlreiche Kohlenschächte mit ihren Maschinenhäusern, 
Dampfessen, Halden, Kohlenplätzen und Eisenbahnverbindungsgleisen rc. 
Unmittelbar am Eingange von Potschappel die König Friedrich August- 
Hütte (gewöhnlich nur „der Eisenhammer“ genannt) mit Eisengießerei, 
Schmiede= und Maschinenwerkstätten.) 
Interessant ist es, auf dem unweit Potschappel liegenden Augustus- 
schachte anzufahren. Auf einer etwa 500 Stufen zählenden Treppe 
steigt man in Begleitung eines Steigers, welcher auf erfolgte An- 
meldung mitgegeben wird, bis zu den Arbeitsorten nieder, an denen 
eine kaum zu ertragende Temperatur von 30 und mehr Grad 
Réaumur herrscht. Den auf das Leichteste bekleideten Arbeitern rieselt 
der Schweiß am Körper herab, besonders an denjenigen Arbeitsorten, 
wo das aufwärts gerichtete Kohlenflötz nach oben zu abgebaut wird. 
Bereitwillig wird man zu den verschiedenen Arbeitsorten geführt, so 
daß man alle Arten der bei der Kohlengewinnung vorkommenden 
Arbeiten sehen kann. Als Verf. vor mehr als 30 Jahren einmal 
hier angefahren war, ereignete es sich, daß durch einen unerklärten 
Zufall das aus einer kleinen Spalte im Kohlenflötz ausströmende Gas 
sich entzündet hatte, und eine winzige bläuliche Flamme den Punkt 
anzeigte, von welchem aus dem ganzen Werke, und wohl auch allen 
Nachbarwerken, eine unermeßliche Gefahr drohte. Schleunigst be- 
nachrichtigt, eilten Steiger und Obersteiger mit den verfügbaren 
Maurern und Arbeitern herbei. Es wurde in der Zeit von kaum 
zwei Stunden vor dem gefährlichen Orte eine Mauer aufgeführt und 
derselbe vom Zutritt der atmosphärischen Luft so vollständig abgesperrt, 
daß die Gefahr durch Erstickung des Brandes beseitigt wurde. Mit 
staunenswerther Energie griffen alle Arbeiten und Arbeiter in einander, 
so daß nach fünfstündigem Aufenthalte unter der Erde die Besucher 
des Schachtes denselben verlassen konnten, wo ihre zufällige Anwesen- 
heit die glückliche Veranlassung gewesen war, daß die Gefahr in 
ihrem ersten Entstehen entdeckt wurde. 
Der Steinkohlenbau des Potschappler Beckens wurde schon seit 
mehreren Jahrhunderten betrieben; natürlich nur in geringerem Um- 
fange. Bei Burg und Potschappel wahrscheinlich schon Ende des 
15. Jahrhunderts; 1542 erhielt Münzmeister Bienert ein Privilegium 
auf den Steinkohlenbau zwischen Plauen und Tharandt. Erst seit 
Einführung der Dampfmaschine ist die Förderung zu bedeutenden 
*) Jul. Petzold, Plauensche Bibliothek. Verzeichniß von Schriften über 
den Plauenschen Grund. Dresden 1846.
	        
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