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mannigfachen Wechsel nur bei der Fußwanderung zu erreichen. Dieser
Theil des Weißeritzthales gehört zu den schönsten Partien, welche
man auf dem ganzen Erzgebirgsabhange kennt, und wird von Vielen
als die schönste angesehen, obgleich in dieses Urtheil persönliche Ein-
drücke, Beleuchtung, Tages= und Jahreszeit, Gemüthsstimmung u. s. w.
mitsprechen. Kurz oberhalb des Nadelöhres führen zwei steinerne
Eisenbahnbrücken über das Wasser, beide in prächtigem Bogen ge-
schwungen, die Eisenstraße von dem rechten auf das linke und dann
wieder auf das rechte, mit Felsblöcken, Zacken und kurzen Wänden,
reich mit Laubholz und von der zweiten Brücke an auch mit Nadel-
holz geschmückte Ufer. Unmittelbar hinter der zweiten Brücke ist ein
köstliches Landschaftsbild aufgethan: glitzerndes, die Absätze und das
Felsengeröll mit seinen großen und kleinen Blöcken herab jagendes,
springendes, sprühendes, spritzendes Wasser, dunkles Nadelholz, hellgrün
prunkendes Laubholz, Farrenkräuter und niedriges Buschwerk, Felsen
und Klippen: Alles vereinigt, um ein stimmungsvolles Ganze in der
prächtigen Frühjahrssonne zu geben. Die dritte Brücke führt die
Bahn in einen kurzen Tunnel, welcher eine Schleife des Flusses gerade
abschneidet und beim Austritt aus dem Tunnel über die vierte Brücke
wieder auf das rechte Ufer führt. Auch hier ist ein herrliches Land-
schaftsbild mit seinen treppen- und stufenförmigen kleinen Wasserfällen
warm von der Sonne beleuchtet. Bemerkenswerth sind an der vierten
Brücke die schön gefalteten Schiefer.
Kurz oberhalb der Brücke münden zwei Stollen, welche nach
einer dort angebrachten Inschrift von den Rittern Theler zu Höcken-
dorf, den um 1340 reichen Bergherren von Edle Krone und anderen
Silberzechen, angelegt worden sind. Von dem Reichthum der Theler
erzählt noch die Sage; ihr Geschlecht ist längst untergegangen. Weiter
thalaufwärts, in Laubholz, in Nadelholz, dann in herrlich gemischtem
Holzbestande, ragen große, gewaltige Felszacken an den Thalwänden
hoch auf, unter denen kleine, zahlreiche Wasserfälle bildend die
Weißeritz dahin schießt. Unter den zahllosen prächtigen landschaftlichen
Ansichten ist besonders die an der siebenten Brücke (der dritten eisernen)
hervorzuheben.
Auch oberhalb der sogenannten Großen Mühle ist das Thal
der Weißeritz noch eine ganze Strecke, fast bis zur Spechtritzmühle,
oder richtiger, bis kurz oberhalb des Einfalles des Borlasbaches,
ein enges Felsenthal, in welchem Wände, Blöcke und Klippen, Zacken
und Nasen, mit Moos und gelben Flechten geschmückt, zwischen dunkeln
Fichten und hellgrünen Buchen oder gelblichen Birken, längs des in
kurzen Absätzen dahin schäumenden Baches mit seinen großen und
kleinen Blöcken wechseln. Weiter aufwärts werden die Thalwände