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flecken, vormals ein Bergstädtchen, das durch seine Pochwerke, Eisen-
hämmer und Hammerwerke im frühen Mittelalter einen regen Auf-
schwung erhalten hatte. Schmiedeberg wird zuerst 1501 genannt,
und ein Hammermeister, sowie eine Pochmühle daselbst aufgeführt.
Obgleich der Zinnbergbau an der Weißeritz und in deren Nähe weit
älter sein mag, wie der Eisensteinbergbau, wofür schon verschiedene
Ortsnamen sprechen, wie z. B. Seifen und Seifersdorf, welche zweifels-
ohne frühmittelalterlichen Zinnseifen ihren Ursprung verdanken, so
erhielt doch später der Eisenbergbau das Uebergewicht.) Aber nur
noch hoch oben am Pöbelbache befindet sich eine Eisensteinzeche in
halb verfallenem Zustande. Der Perlenschacht in Niederpöbel und
St. Michael weiter oben stehen still, während eine große Anzahl
verstreut liegender Halden und Haldenreste, sowie vor Allem die
Reste von Zinnseifen (die Zinnklüfte) und die Kupferbinge am Nord-
fuß des Gerichtsberges, an einem von Niederpöbel nach Sadisdorf
führenden Waldwege, den früheren Umfang des Zinn= und Eisenstein-
baues bezeugen. Der 30 jährige Krieg zerstörte auch hier eine blühende
Industrie und die verarmte Bevölkerung vermochte die zu Grunde
gerichteten Werke nicht wieder in Betrieb zu bringen, trotzdem ihr
mancherlei Privilegien und 1675 sogar Stadtrecht, Bergfreiheit und
Jahrmärkte gewährt wurden. Anfang des 18. Jahrhunderts erwarb
die Altenberger Zwitterstocks-Gewerkschaft die Werke und Gruben,
aber 1825 waren wenig über 20 Mann bei den Hüttenwerken be-
schäftigt und von den Eisensteingruben kaum noch einige von nennens-
werthem Ausbringen. Das 1834 von der Altenberger Zwitterstocks-
Gewerkschaft erbaute Hüttenwerk mit Hochofen hat 1875 den wenig
Jahre vorher nach langjähriger Pause wieder angeblasenen Hochofen
kalt gestellt und seitdem nicht wieder angeblasen. Die Frischerei und
Zeugschmiederei wurde 1881 aufgegeben, die Frisch= und Zeughütte
verkauft und in eine Holzschleiferei umgewandelt, endlich das Jahr
darauf die Erzeugung von Flußeisen und Tigelgußstahl aufgegeben.
Das Burgk'sche Eisenwalzwerk in Obercarsdorf war schon früher
außer Betrieb gesetzt worden.
Trotz der Reichhaltigkeit und Vorzüglichkeit der Eisenerze, welche
hier verhüttet wurden, konnte der Hochofenbetrieb und die Roheisen--
erzeugung hier wie in Berggießhübel und anderen erzgebirgischen Hütten-
werken sich nicht behaupten, da der Mangel eines jeden Zollschutzes
dem unter ganz anderen Verhältnissen und Preisbedingungen her-
gestellten englischen Eisen möglich machte, die Preise dergestalt herab-
zudrücken, daß die einheimische Industrie nicht mehr mit Nutzen
*) Schmiedeberg. Manuskript der Königl. Dresdner Bibliothek. K. 9.