Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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am Johannesbruch vorüber nach der Altväter-Wasserleitung 1½ km; 
von da nach Herder's Ruhe 4 km, von Herder's Ruhe nach Frei- 
berg 1 km. 
Geht man über Grüneburg, so besichtigt man die Halsbrückner 
Schmelzhütten, zu denen der Zutritt auf Anmeldung in der Expe- 
dition (Person 1 Mark) gestattet wird. Wer die Muldener Hütten 
zu besuchen beabsichtigt, wird nur die Goldscheidung in Augenschein 
nehmen. - 
Nahe an Beihilfe Erbstolln liegt der Johannesbruch, eine schmale, 
tiefe Spalte, welche sich in einer Länge von gegen 400 m in der 
Breite bis zu 45 m und einer Tiefe von 30 bis 60 m guer vor 
der Muldenschleise am siebenten Lichtloche vorlegt. Die am 12. März 
1662 und in späteren Wiederholungen bis auf die tiefste Strecke zu- 
sammengebrochenen alten Bauten der vor Zeiten reichen Fundgrube 
Sct. Johannes werden durch diese Staunen erregende Kluft auf dem 
Halsbrückner Gange im größten Theile ihrer Längenausdehnung 
nachgewiesen. 
Westlich vom Johannesbruche liegt die Altväter-Wasserleitung, 
ein ehrwürdiger, eigenthümlicher Bau, dessen südliche sechs Bögen 
mit großer Sorgfalt, dessen nördliche sechs Bögen mit einer gewissen 
Uebereilung und Sorglosigkeit ausgeführt sind, wofür die ungleiche 
Weite, sowie die Unterstützung des ersten Bogens durch eine noch- 
malige, und zwar einseitig ausgeführte Wölbung spricht. In einem 
hölzernen Gerinne, welches auf beiden Seiten mittels Holzanbauten 
weiter geführt wurde, brachte man über die 190 m lange, 2,3 m breite 
und 20,6 m über dem Muldenspiegel hohe Brücke bis 1752 die an 
der Davider Wäsche gefaßten Wasser des rothen Graben, sowie auch 
das Münzbachwasser mit 18,3 m Gefälle auf die Kunsträder der 
Grube Altväter sammt Anna, deren Gebäude zum Theil noch heute 
stehen. Man sagt, die Altväter-Wasserleitung sei 1680 erbaut. Nach- 
gewiesen ist, daß 1690 die südliche Hälfte stand und daß die nördliche 
Hälfte erst später in Stein ausgeführt worden ist. Der Bau wird 
erhalten, denn es ist leicht möglich, daß bei Wiederaufnahme des 
Bergbaues anf dem Halsbrückner Spath die Wasserleitung wieder in 
Gang gesetzt wird. 
Die Straßenbrücke, welche am Fuße der Altväter-Wasserleitung 
über die Mulde führt, ist allem Anscheine nach älteren Ursprunges. 
In der Halde der früheren Grube zu den Drei Königen ist die 
Ruhestätte des 1838, den 29. Januar, in Dresden verstorbenen 
Oberberghauptmann Sigmund August Wolfgang Frhr. v. Herder, 
zweiten Sohnes des berühmten Theologen und als Präsident des 
Oberconsistoriums in Weimar 1803 gestorbenen Johann Gottfried
	        
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