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Die Stadt hatte 1628 noch 1700 bewohnte Häuser und mehr
als 4000 bewehrte Männer gehabt; 1640 zählte man kaum noch
500 bewohnbare Häuser und 500 wehrhafte Bürger. Schon 1632
fehlten innerhalb der Ringmauer an 500 Häuser und 678 Häuser
waren 1639 allein in den Vorstädten zu Grunde gerichtet worden.
Die Zahlungen, welche die Stadt Freiberg von 1630 bis 1640 zu
leisten hatte, betrugen über eine Tonne Goldes und die Verluste,
welche der Stadt außerdem zugefügt wurden, über zwei Tonnen
Goldes. Im Ganzen nach damaligem Geldwerthe über 300 000
Thaler.
Auch im siebenjährigen Kriege erlitt die Stadt mancherlei Drang-
sale, welche ihren Wohlstand aufs Neue erschütterten, und im Spät-
sommer 1813 wurde dieselbe durch die Heeresmassen der Franzosen
und Verbündeten, welche lange Zeit hin und her wogten, vielfach
geschädigt (Schumann, Ortslexikon II, 734).
Groß waren die Verluste, schwer die Lasten; für lange Jahre
war der Wohlstand erschüttert, und erst späteren Zeiten gelang es,
die Schäden vollständig auszugleichen.
36. Der Vergmann.
Moller schreibt in der Freiberger Chronik: „Zu Freiberg gibt
„es auch eine besondere Berggesellschaft, welche jetzo die Berg-
„Knappschaft, vor diesem aber die Häuerzeche oder Bergbrüder-
„zeche genannt wurde. Dieses ist eine uralte, löbliche Verbrüderung,
„zu welcher kein unehelich Geborener, oder Wer unehrlich gehandelt,
„auch nicht die Handwerker alle, zugelassen werdin Die
„Vorsteher sind der Bergmeister, die Geschworenen, vier Zechmeister
„und zwölf Aeltest Es ist Keiner unter der Fahne und
„dieser ehrlichen, untadelhaften und reinen Zunft gelitten worden,
„bis so lange er sich der Unthaten, Verdachtes, und bösen Geschreies
„genugsam entbrochen."“
Die Bergleute bilden einen besonderen Stand mit eigener Ver-
fassung, Freiheiten, Tracht, zum Theil auch Sitten und Sprache.
Alle anfahrenden Bergleute heißen Bergleute vom Leder (wegen
des Bergleders); die Pocher, Schmelzer, Amalgamirer u. s. w. Berg-
leute vom Feuer, oder Hüttenleutez; alle in der Verwaltung be-
schäftigten Bergleute von der Feder. Die Berg= und Hütten-
leute eines Revieres bilden die Knappschaft, wie auch ursprünglich
der Bergmann Knappe genannt wurde. Die Bergleute einer Zeche
stehen unter dem Steiger, der Oberaufseher der Zeche ist der