Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Schichtmeister; die Berg- und Hüttengebäude eines bestimmten 
Revieres stehen unter dem Berg-Amt. 
So verschieden wie die Arbeit, sind auch die Benennungen der 
Bergarbeiter. Man unterscheidet Kunstarbeiter, Ganghäuer, Zimmer— 
linge, Doppelhäuer, Lehrhäuer, Siebsetzer, Treibeleute, Haspelmeister, 
Nachtpocher, Grubenjungen, Wäschjungen, Scheidejungen u. s. w. 
Das Bergglöckchen, welches vom Petersthurme die Zeit des Ein— 
fahrens verkündet, die eintönig sich wiederholenden Anschläge der 
Signalglocken, welche den gleichmäßigen Gang der Wasserhaltungs- 
maschinen melden, die zur Grube gehenden oder von der Grube 
kommenden Bergleute mit ihrem „Glück auf!“ dem einfachen, aber 
bedeutungsreichen Gruß und Gegengruß, machen auf den Besucher 
von Freiberg einen eigenthümlichen, interessanten Eindruck. 
Wenn auch der Bergkittel bei Weitem nicht mehr so allgemein. 
getragen wird als vor Jahrzehnten, so erhält man doch auf jedem 
Schritte die Erinnerung, daß man in einer Bergstadt sei. 
Die Masse der Bergleute lebt allerdings nicht in Freiberg, viele 
wohnen von ihren Zechen entfernt; die ärmeren in Bergfreiheiten 
oder in auf alten Berghalden erbauten Häusern. Die umliegenden 
Orte Zug, Brand, Erbisdorf, Hilbersdorf, Halsbach, Conradsdorf, 
Tuttendorf, Halsbrücke, Sand, Rothenfurth, Groß-Schirma, Loßnitz 
u. s. w. stellen das Hauptcontingent der Bergleute vom Leder. 
„Der Bergmann“, sagt B. Sigismund (Lebensbilder vom Erz- 
gebirge, S. 57.) „stellt das Urbild des Erzgebirgischen Volkscharakters 
dar.“ Er ist „anstellig, fleißig, ehrlich, heimathliebend, wohlwollend- 
höflich, werkthätig = brüderlich, bei der Arbeit ernst, an Festtagen mit 
Anstand fröhlich und überaus genügsam.“ — Beim Erzbergbau er- 
greift in der Regel der Sohn den Beruf des Vaters. Während 
beim Kohlenbergbau nur die rohe mechanische Kraft des Arbeiters 
verlangt wird, muß beim Erzbergbau Mancherlei gelernt sein, was 
nur durch lange Uebung und durch sorgfältigen Unterricht erreicht 
werden kann. 
Der Bergmannsknabe erhält in der Knappschaftsschule unent- 
geltlichen Unterricht und setzt sich nach den Schulstunden, etwa vom 
12. Jahre an, schon mit an die Scheidebank, um die erzreicheren 
Stücken von den erzleeren unterscheiden zu lernen. Sobald er aus 
der Schule entlassen ist, wird er Scheidejunge, und erhält seine 
Schicht (Arbeitszeit) regelmäßig bezahlt. Die Schicht beträgt sechs, 
aber auch acht Arbeitsstunden. In der Regel arbeitet der Bergmann 
nur eine Schicht täglich. Zur Anfahrtstunde wird mit der Häuer- 
glocke geläutet und seit 1595 im Huthause vor dem Anfahren und 
nach dem Ausfahren Betstunde gehalten. Mit etwa sechzehn Jahren
	        
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