— 336 —
wärtig: Die Schmelz-, Zink= und Arsenikhütten der Muldener Hütten,
die Schmelzhütte und Goldscheideanstalt zu Halsbrücke, sowie die
Schwefelsäure= und Thonwaaren-Fabriken beider Hütten; die Schrot-
fabrik zu Freiberg und auf den Muldener Hütten die Königliche
Münzstätte. Der Besuch derselben (Fremdenkarte auf Anmeldung in
der Expedition, die Person 1 Mark) ist höchst interessant und lehr-
reich. Der Führer giebt jede gewünschte Erläuterung.
Das Hüttenwesen hatte schon in den frühesten Zeiten des erz-
gebirgischen Bergbaues eine bedeutende Ausdehnung gewonnen; aber
trotz der reichhaltigeren Erze machte die Zersplitterung den Hütten-
betrieb sehr kostspielig. Schon vor 1530 ging eine Anzahl Hütten
des Freiberger Revieres ein; 1587 zählte man noch 8, 1612 so-
gar 9. Die von Kurfürst August 1556 und von Christian I. 1589
erlassene Berg= und Schmelzordnung giebt interessante Ausfschlüsse
über den Betrieb der Hütten. Aber die Pest und der dreißigjährige
Krieg brachten Bergbau und Hüttenwesen in tiefen Verfall.
Erst mit der Errichtung der General-Schmelz-Administration,
1710, durch Kurfürst August II. trat wieder Besserung ein. Es
wurde das Schmelzwesen centralisirt; der Einkauf der Erze unter
staatliche Controle nach festen Taxen gestellt.
Die Zahl der Hütten verminderte sich auf drei: die obere
Muldenhütte, die angeblich schon im 13. Jahrhundert errichtete untere
Muldenhütte und die Halsbrückener Hütte. Die letztere war 1612
errichtet; die beiden ersteren wurden 1825 vereinigt.
Der Hüttenbetrieb war anfangs sehr primitiv. Die silberhaltigen
Erze wurden unter Zuschlag von geröstetem Rohstein und Bleierzen
auf silberhaltiges Blei (Werkblei) geschmolzen, das Werkblei ab-
getrieben, die fallende Glätte aufs Neue geschmolzen. Der Bleiverlust
betrug über 81 Procent, und noch vor 40 Jahren gewann man
nur die Hälfte des vorgelaufenen Bleies. Erst durch die neueste
Hohofen -Construction wurde der Bleiverlust auf ein Minimum
gebracht.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stieg die Silber-
production auf 20 000 Pfund, aber der Verbrauch an Holz und an
Holzkohlen war ein außerordentlicher.
Daher wurde die von Bergrath Keller in Freiberg erfundene
kalte Amalgamation, welche nur zu der vorbereitenden Röstung
Heizung erforderte und sodann das Silber auf nassem Wege ver-
mittelst Quecksilber aus den Erzen abscheiden ließ, sehr bald in
größerem Maßstabe in Anwendung gebracht. Das seit 1557 in
Südamerika bekannte Amalgamiren wurde dort ganz anders betrieben.
Im Jahre 1784 wurde in Halsbrücke das für damalige Ver-