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man 1688 in ein Jagdschloß um. Aber schon 1715 ward es zur
Zuchtanstalt (Zuchthaus) bestimmt, zweckentsprechend umgebaut und
bezogen.
Die Hauptindustrieen von Waldheim sind Cigarrenfabrikation und
Stuhlbauerei.
Die Anfang dieses Jahrhunderts von Rabenau nach Moritzfeld
bei Waldheim durch Gottlieb Wünschmann verpflanzte Stuhlbauerei
verbreitete sich nach den Städten Waldheim, Geringswalde, Mittweida,
sowie nach den Dörfern der Umgebung, besonders nach Beerwalde,
Neu-Schönberg, Holzhausen, Neuwallwitz, Reinsdorf und Ehrenberg.
In der Stadt Waldheim entstanden seit Anfang der 50er Jahre
nach und nach drei größere Stuhlwaarenfabriken, welche zur Her-
stellung ihrer Erzeugnisse die verschiedenartigsten Werkzeuge und
Maschinen anwenden. Im Jahre 1887 /88 fertigten dieselben 19 550
Sophagestelle; 11 500 Dutzend Stühle und über 2000 Gestelle zu
größeren Polsterstühlen. In derselben Zeit wurden aber noch von
ca. 125 Kleinmeistern 6900 Dutzend Stühle und 2500 Gestelle ver-
schiedener Größe, sowie in der Strafanstalt noch 17 400 Stück ver-
schiedener Sitzgeräthe hergestellt. Außerdem wurden noch von den
zahlreichen selbstständigen Kleinmeistern mit ihren Gesellen und Lehr-
lingen eine stattliche Anzahl von Sitzen und Gestellen angefertigt.
Man macht Sopha= und Polstergestelle, Drehstühle, Sessel: in den
Fabriken geradsitzige Bockstühle, Schwung= und geschweifte rundlehnige
Wiener Stühle, in der Neuzeit auch Stühle r2c. in Barockstyl, gothisch
und in deutscher Renaissance, gestochen und geschnitzt. Die Massen-
anfertigung richtet sich aber vorwiegend auf einfache Muster; in der
Hausindustrie werden fast nur Stühle einfacher Art gebaut, mit Rohr-
oder auch mit Patentsitz von Holz. Man verwendet hauptsächlich
Rothbuche und Birke, aber auch Kirschbaum, Esche und Eiche, sowie
deutschen Nußbaum; zu besseren Sachen Birnbaum, Ahorn, Mahagoni
und amerikanischen Nußbaum. Die gewöhnlichen Sophagestelle werden
aus Fichte oder Kiefer gefertigt.
Der Wagenbau von Waldheim umfaßt jährlich gegen 50 Kutsch-
und Luxuswagen und etwa 30 Schlitten, der von Hartha 250 bis
325 Wagen und 60 bis 120 Schlitten.
Im Süden der Stadt, auf der Höhe des Wachberges steht der
Siegesthurm, von welchem man eine sehr hübsche Aussicht über den
Thalkessel hat.
Auf dem linken Ufer der Zschopau führt ein guter Weg durch
Rauschenthal und den Wald nach Kriebstein; man kann aber auch
durch das Seitenthal nach Heiligenborn und über Neu-Schönberg
gehen; endlich auf dem rechten Ufer der Zschopau über Kriebethal,
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