Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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abgesteckt.“ Rivius“) bemerkt: „Als man Marienberg zu bauen an- 
fing, durften nur solche hier ihren Wohnsitz aufschlagen, welche von 
ihrem bisherigen Wohnorte ein gutes Leumundszeugniß erhalten hatten; 
kein Gesindel, keine Verbannte, Verschuldete, unruhige Köpfe, schlechte 
Menschen u. s. w.“ Er sagt ferner, daß die Bürgerhäuser geräumig 
und ziemlich schön, aber mehr zum Nutzen als glänzend und pracht- 
voll gebaut seien; sehr wenige Häuser hätten Ziegeldächer, die große 
Mehrzahl Schindeln. Das Rathhaus allerdings sei mit ausgezeich- 
neter Pracht aufgebaut. Er nennt zahlreiche Röhrbrunnen und rühmt 
die Anmuth der Gärten, welche mit Bäumen, Kräutern und Blumen 
herrlichen Anblick und lieblichen Duft gewährten. Ein Berichterstatter 
aus Mitte der fünfziger Jahre schreibt: „Da liegt die Stadt vor 
uns mit ihrem ansehnlichen Kirchthurme, wie die Gluckhenne mit den 
Küchlein. Wir passiren ein altes, enges Thor — es mahnt, wie 
die stehengebliebenen Reste der alten Stadtmauer an die Zeit der 
Hakenschützen.“ (Europa, 1855, Nr. 50.) 
Die Stadt, welche 1610 vollständig abbrannte, denn von 556 
Häusern blieben nur 7 stehen, war kaum nothdürftig wieder auf- 
gebaut, als die Drangsale des dreißigjährigen Krieges über sie herein- 
brachen. Die erste Kirche von Marienberg war ein um 1540 vollendetes 
kleines, hölzernes Gebäude. Dieses wurde 1556 „weggeschraubt", 
wie eine alte Handschrift sagt, d. h. durch Schrauben auf die Seite 
geschoben, um Platz für den Bau der neuen Kirche zu gewinnen. 
Die 1564 eingeweihte Kirche brannte 1610 mit nieder. Die gegen- 
wärtig noch stehende Kirche wurde 1616/17 nach dem Plane von 
Andreas Klengel gebaut. Dieselbe ist 50 m lang, 25 m breit, gegen 
20 m hoch, dreischiffig, halb gothisch, halb barock, mit reicher Stuckatur 
und steinernen Emporen. Sie wirkt nach Steche „lichtvoll und feier- 
lich", nach Anderen ist sie nüchtern und kalt. Das Altarbild, die 
Holzfiguren am Bergchor, die Vorhalle und die Taufkapelle sind be- 
merkenswerth. 
Von 1520 bis 1550 war die Ausbeute auf den Hauptzechen 
Fabian Sebastian, Reiche St. Barbara, Kaiser Heinrich, Bauernzug, 
Molchner Zug, St. Elisabeth eine außerordentliche. 1540 erhielt der 
Rath von den zwei Stadtkuxen 6070 Gulden Ausbeute, und die 
Gesammtausbeute der Gruben wurde auf 270 384 Gulden angegeben. 
Bis 1578 betrug die vertheilte Ausbeute 3⅛ Million Guldengroschen. 
Selbst bis in das erste Drittel des 17. Jahrhunderts hinein blieb 
sie noch sehr bedeutend. 
*) Mariebergi descriptio per Joannem Rivium. Lips. Nikol. Wohl- 
rab. 1541. «
	        
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