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harzreichem Holze, schlank gewachsenem Stamme, wird im 80- bis
90jährigen Bestande am nutzbarsten. Zu ihren Abarten zählt man
die Schlangen- oder Zigeunerfichte. Die Tanne, ebenfalls mit geraden,
schlanken, 1 bis 1½ m starken, 35 bis 50 m hohen Stämmen, grau-
weißlicher Rinde, dunkelgrünen, breitgedrückten, kammförmigen Nadeln,
giebt im 100= bis 120jährigen Bestande den höchsten Ertrag an
weißem, feinfaserigem, gleichförmig gefügtem und elastischem Holze,
welches als Bau= und Nutzholz allem anderen vorgezogen wird. Die
Königstanne bei Olbernhau (abies pectinata), welche man auf 500 Jahre
alt schätzt, ragt etwa 30 m über den 70jährigen Buchenbestand und
hat 1½⅛½ m über dem Boden 2,1 m Durchmesser; ihre Höhe beträgt
47,4 m. Auf Moor= und Torfgrund wächst die Zwergkiefer (Krumm-
holzkiefer, Sumpfkiefer — pinus pumilio —) strauchartig, als ver-
kümmerter Baum. Die Lärche, ein schöner, schnellwüchsiger Baum,
der in 70 Jahren 25 bis 30 m Höhe erreicht und 1: bis 5/1 m
stark wird, giebt ein feinfaseriges, zähes und festes, rostgelbes Holz,
das zu feineren Holzarbeiten gesucht ist. Die büschelförmig stehenden
Nadeln fallen im Herbste ab.
Auf verschiedenen Forstrevieren sind Anbauversuche mit der
Pechkiefer (pitch-pine, abies excelsior), mit der Douglastanne (abies
Douglasü), mit der Nordmannetanne (abies Nordmania), mit pinus
rigida, sowie mit picea sitchensis (Sitchafichte) u. s. w. gemacht
worden.
An Sträuchen zählt schon Lehmann Schleedorn, Wachholder,
(Schwelken — viburnus opulus), Hollunder, Attich, Vogelbeere,
Arolsbeere (Crataegus torm), Brombeere, Himbeere u. s. w.; im
niederen Gebirge auch Mehlfäustlein, Hundsbeere und Schießbeere.
Das waldreichste Land Deutschlands ist Bayern; dort rechnet
man auf 1000 Einwohner 176 Hektar Wald; in Preußen und
Württemberg 97, in Elsaß-Lothringen 91, in Baden 57, in Sachsen 56.
Die königl. sächsischen Staatswaldungen umfaßten 1879 = 170 335 ha,
was dem angeführten Verhältniß entsprechen würde, wenn man die
Privatwaldungen außer Ansatz läßt. Nach den 1879 angestellten
Ermittelungen über die Bodenbenutzung Sachsens beträgt der Wald
aber 27,75 Procent der Gesammtfläche; das wären 75,43 Quadrat-
meilen (oder 424 394 ha).
Die Verwaltung der sächsischen Staatsforsten ist seit langer
Zeit eine hervorragende. Das Wirthschaftssystem, welches auf wissen-
schaftlicher Grundlage den Waldbau, den Forstschutz und die Forst-
benutzung mit Hilfe von Botanik und Technologie, Rechts= und
Polizeiwissenschaft, Wasser= und Wegebaukunde, sowie Jagdwissenschaft
zu einer Höhe entwickelt hat, welche Anderen seit einer Reihe von