Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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durch Beaufsichtigung und durch Ausgabe von Lesescheinen lassen sich die 
Nachtheile, welche dieselben immer im Gefolge haben, wesentlich verringern. 
Die Heidelbeere (vaccinium myrtillus) und die Preißelsbeere 
(vaccinium vitis idaea), kleine strauchartige Gewächse in schattigen 
Waldungen, ½ bis 2 Fuß Höhe erreichend, die erstere im Juli, die 
letztere im Herbst reifend, die erstere mit schwarzen, blau bereiften, 
die letztere mit scharlachrothen Beeren, sowie die in den Torfmooren 
vorkommende Moosbeere (Oxycocos palustris) und die Sumpbheidel- 
beere oder Trunkelbeere (vaccinium uliginosum), mit auffallend großen, 
schwarzen, zusammenziehend schmeckenden Beeren, werden in ganz 
bedeutenden Mengen gesammelt. Die Heidelbeeren verbraucht man 
roh, eingesotten, getrocknet, auch zum Färben von Weinen; die Preißels- 
beeren werden nur eingesotten. Lehmann erwähnt auch schon die 
Erdbeere, und zwar die kleine und die große oder den Preßling 
(fragaria collina.) Eine gute Beerenernte ist für die Bewohner des 
oberen Gebirges ein bedeutender Erwerbszweig, an dem Erwachsene 
und Kinder aller Jahrgänge, bis zum vierjährigen herab, Theil nehmen 
können. Mit dem Beerenkamme, einem kastenähnlichen Gefäß mit 
einem Kamme von Holz, werden die Beeren gesammelt und in großen 
Massen an die Händler verkauft. 
Aber auch die Himbeere (rubus idaeus) und die Brombeere 
(rubus silvaticus etc.) mit ihren zahlreichen Arten, in Wäldern und 
Vorhölzern, an Waldgrenzen und Rändern, auf Steinhaufen und 
Felsengeröll, Blößen, Schlägen, Wegen u. s. w. wild wachsend und 
sich weit ausbreitend, die erstere mit ihren rothen, die letztere mit 
ihren schwarz glänzenden Beeren, die Himbeere im Spätsommer, die 
Brombeere im Herbst reifend, werden in großen Mengen gesammelt. 
Sie werden roh oder gekocht gegessen, vorwiegend aber eingesotten 
und als Fruchtsäfte 2c. in den Handel gebracht. Gräser in Wolken- 
stein, C. Schneider in Olbernhau u. A. versenden gepreßte und ge- 
sottene Fruchtsäfte. 
Die Pflanzenfamilie der Pilze (kungi), unter denen die Roth- 
häuptchen, Lipperitzen, Steinpilze, Brätlinge, Reizker, Morcheln die 
bekanntesten in der Waldregion sind, wird bei Weitem noch nicht 
hinreichend gewürdigt. An genießlichen Schwämmen zählt Lehmann 
Morcheln, Peißlinge, Brätlinge, Täublinge, gelbe Schwämme, Stock- 
schwämme und Ziegenbart (Hasenöhrlein) auf. Alle Pilze sind reich 
an Stickstoff und daher für die Ernährung sehr werthvoll. Man ißt 
sie frisch wie getrocknet, gekocht oder gebraten u. s. w. Mit dem 
Sammeln und Trocknen der Pilze würden viele Familien sich einen 
bedeutenden Nebenerwerb sichern, da auch hier Kinder mit Nutzen 
verwendet werden können.
	        
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