Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Im Februar 1639 rückte Baner vor Zwickau, welches sich schwach 
vertheidigte und „auf gut Credit geöffnet“ ward. Ranzion, Brand- 
schatzung, Rekruten, Getreide wurden „mit großer Bosheit eingefordert“. 
Dann marschirte Baner nach den Bergstädten, „wodurch abermals 
eine große Furcht und Schreckniß verursacht wird". Vor Annaberg 
nahmen die Schweden „allenthalben die besten Pferde weg, lassen 
sich mit Kleidung, Schuhen, Stiefel, Sattel, Hufeisen, Nägel u. s. w. 
mundiren.“ Ihre Partheien hausen zu Marienberg, Wolkenstein, 
Preßnitz und den Dörfern. Nachdem Baner die Sachsen bei Chem- 
nitz den 4. (14.) April geschlagen, wies er seinen Generalen das 
Obergebirge in bestimmten Bezirken zur Brandschatzung an. Die 
Schweden behaupteten dasselbe ein ganzes Jahr, in welchem sich alle 
Gräuel wiederholten, welche bis dahin das Gebirge heimgesucht hatten. 
„Da war kein Amt, Stadt, Flecken, Dorf oder Schloß im Gebirge, 
welches nicht geplündert oder gebrandschatzt wurde. Lauterstein, Zöblitz, 
Altenberg rc. wurden niedergebrannt, Buchholz, Zschopau, Frauenstein, 
Rabenau 2c. bis auf den letzten Deut geplündert, so daß den Ein- 
wohnern kaum Kleienbrod übrig blieb. Die Einwohnerschaft ganzer 
Orte floh in die Wälder oder verkroch sich in den Gruben. (Hering, 
Sächs. Hochland. I. 357 ff.) 
Die Schweden hielten als Hauptpunkte Zwickau und Chemnitz 
besetzt. Freiberg hatten sie vergebens angegriffen. Im März 1640 
verließ Baner mit seiner Hauptmacht Zwickau, im April Chemnitz; 
dafür kamen die Kaiserlichen und machten es nicht besser; im Juli 
besetzten kursächsische Truppen die Umgegend von Zwickau, zahlreiche 
Scharmützel und Plünderungszüge beunruhigten das Land und das 
Gebirge; aber Kaiserliche und Kurfürstliche gaben es Mitte November 
auf, die schwedische Besatzung aus Zwickau zu vertreiben. 
Erst im Juni 1641, nach einer den 19. Mai begonnenen 
Belagerung und hartnäckiger Vertheidigung der Schweden, gelang es 
Zwickau durch „Accord“ zu gewinnen. Die Stadt hatte außerordent- 
lich gelitten; Durchzüge, Einquartirung, Angriffe, Vertheidigung u. s. w. 
alle Lebensmittel-Vorräthe aufgezehrt. „Viel arme Leute haben nur 
Kleienbrot gegessen; bei vielen hat auch dieses mangeln wollen. Kein 
Tropfen Wein. Man hat am 3. Juni die Communion einstellen 
müssen. Die Stadt hat insgesammt über 1 ½ Tonne Goldes zahlen 
müssen an Ranzionen, Brandschatzung, für die Glocken, Waffen, 
Pferden, Geschirren, Getreide, Wein, Bier u. s. w. Der Schaden 
an Häusern, Brücken, Vorwerken, Scheuern, Gärten beträgt 1¼ Tonne 
Goldes. „Es ist nicht möglich, daß man Alles erzähle“. (Tobias 
Schmidt.) « 
Im Obergebirge folgte 1642 eine Plünderung der anderen.
	        
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