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Am 8. September 1567 begann das Abtragen der Ruine Schellen-
berg; die Niederlegung eines alten Thurmes machte besondere Schwierig-
keiten. Am 30. März 1568, Dienstag, „ein wenig vor 12 Uhr“
wurde der Grundstein gelegt. An 1000 Arbeiter waren angestellt.
Der Maurer erhielt die Woche 21 Groschen. Die Amtsunterthanen
wurden mit harter Frohne belästigt, denn die Bauern mußten Ma-
terial anfahren, aber auch mit den Nichtbegüterten zusammen täglich
100 Mann zur Handfrohne stellen, wo ein Jeder 6 Pfennige Tage-
lohn erhielt. Der benachbarte Adel wurde um Leistung von Fuhren
ersucht; den Aemtern Lauterstein, Wolkenstein, Schwarzenberg, Grün-
hain und Nossen anbefohlen, Kalk herbeizuschassen.
Die Schwierigkeiten, mit denen der Baumeister zu kämpfen hatte,
waren bedeutend. Die Beschaffung des Baumaterials wurde durch
die schlechten Wege verzögert; die Untauglichkeit der Frohnarbeiter,
die Unzufriedenheit der Handwerksleute, die Ungunst der Witterung,
insbesondere der frühe Eintritt des Winters und der späte Beginn
der Bauzeit im Frühjahr, endlich der Mangel an Geld — konnten
weder durch die Ungeduld des Kurfürsten, noch durch die ins Klein-
liche gehende Ueberwachung des Baues beseitigt werden.
Lotter wurde noch vor Vollendung desselben in Ungnaden ent-
lassen. Der Artillerie-Zeug= und Baumeister Graf Rocho v. Lynar
vollendete den Bau. Ende Januar 1572 wurde das Schloß ein-
geweiht; doch schon 1603 das Ziegeldach in ein Schieferdach um-
gewandelt und 1776 die innen und außen um das Dach führende
Galerie abgebrochen und dem Dache seine gegenwärtige Gestalt
gegeben.“)
Das vollständig aus Quadern erbaute Schloß Augustusburg bildet
ein regelmäßiges Viereck, dessen Seiten nahezu nach den Himmels-
gegenden gerichtet sind, und erhebt sich aus einem mächtigen Unterbau
von 168 m Seitenlänge, aus welchem nur die Kirche vorspringt.
Von den Eckpavillons heißt der nördliche das Lindenhaus, wegen der
vor ihm stehenden großen Linde, der nordwestliche das Sommerhaus,
der südwestliche das Hasenhaus, wegen der darin angebrachten Ab-
bildungen, der südöstliche das Küchenhaus.
In dem östlichen Zwischengebäude befindet sich die Kapelle, ein
Tonnengewölbe in Rochlitzer Sandstein, welches durch die gelbliche
*) J. E. von Schütz, Historisch-ökonomische Beschreibung von dem be-
rühmten Schlosse und Amte Augustusburg. Leipzig, Büschel, 1770.
F. W. Renkewitz, Kurze Beschreibung des Schlosses Augustusburg und
seiner Umgebungen. Leipzig, K. Tauchnitz, 1836.
(P(FP. C. Freyer, Schloß Augustusburg. Mit Bildern und Karten. Schellen-
berg, Lange, 1882. «-