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Osten die Schönerstädter Höhe, der Beuthigwald bei Hartha, die
Memmendorfer Höhe, davor die Stadt Oederan, Schloß und Dorf
Börnichen, im Nordost das kalte Feld, die Grube Himmelsfürst, so-
dann die Häusergruppe vom Neubau Hohenlinde, und nahezu im
Osten der breite flache Rücken des Struthwaldes bei Langenau. —
Zahlreiche Orte, Kirchen, einzelne Häuser u. s. w. sind zwischen den ver-
schiedenen Höhenzügen und Bergrücken, in den Thallinien und Terrain-
einschnitten, zwischen Waldungen und einzelnen Gehölzen zu erkennen.
Während der Regierung des Kurfürsten August fanden in dem
umfangreichen Schlosse, das seinem Charakter als großartiges Jagd-
schloß gemäß geschmückt und ausgestattet war, glänzende Feste statt.
Ueber den 25 geräumigen Kellern enthielt dasselbe in jedem Eck-
pavillon einen großen Saal und im westlichen Langhause einen fünften,
den Fürstensaal; außerdem 59 Stuben, 70 Kammern und 7 Corridore;
nach einer anderen Angabe 5 große Säle, 7 Vorsäle, 74 Zimmer,
96 Kammern, 3 Küchen (Steche VI, 36). Die innere Eintheilung
der Eckpavillons ist einander sehr ähnlich.
Im Lindenhaus waren die kurfürstlichen Wohnzimmer. Diese
waren vor Allem reich geschmückt und ausgestattet. Prachtvolle Möbels,
venetianische Spiegel, Bronze-Kron= und-Wandleuchter, kostbare Gefäße,
kunstvolle Gläser, orientalische Teppiche u. s. w. bildeten die Aus-
stattung der Gemächer, welche reich mit Geweihen von Hirschen, Elenn-
thieren, Steinböcken, Gemsen und Rehen geziert waren. Das Sommer-
haus war am Einfachsten eingerichtet; der große Saal im zweiten
Stockwerk wurde als Tanzsaal benutzt. Das Küchenhaus enthielt
den Speisesaal; im Hasenhaus, welches seinen Namen nach den vom
Hofmaler Göding gemalten Darstellungen des menschlichen Lebens in
Hasenfiguren erhalten hatte, war der Venussaal. Die Malereien sind
jedoch alle fast vollständig zerstört und kaum noch zu erkennen. Zwischen
dem Hasenhause und dem Sommerhause liegt der vor Zeiten reich
geschmückte Fürstensaal. Nur die zerfallende Kassettendecke erinnert
noch an die frühere Pracht. Hier hingen 32 (später 35) große Por-
träts der sächsischen Fürsten von Wittekind bis Kurfürst Johann
Georg I., sämmtlich von der Hand Lucas Cranach des Jüngeren.
Als diese nach andern Schlössern gebracht worden waren, wurden sie
durch Copien ersetzt, von denen der Chronist Schumann sagt: „Die
Porträts gehören zu den Ueberresten der Gurkenmalerei der Vorzeit,
und nicht ein einziges ist mehr genau zu erkennen.“
Allmälig kamen die Landesherren seltener, ihre Aufenthalte wurden.
kürzer, zuletzt kamen sie gar nicht mehr. Kurfürst Johann Georg J.
verweilte noch 1617, 1628 und zuletzt 1650 während der Jagdzeit
mehrere Wochen daselbst.