— 418 —
man könnte aber den Verbrauch von 9000 Liter als Durchschnitts-
leistung annehmen, so daß bei 12 Liter täglich pro Kopf eine Schloß-
bevölkerung von 750 Mann ausreichend mit Wasser versorgt sein
würde. Das seinerzeit angewendete Göpelrad, welches von Ochsen
getrieben wurde, förderte drei Mal in der Woche den Wasserbedarf
in steinerne, mit Blei gefütterte Tröge. Seit 1879 werden die Be-
wohner des Schlosses (allerdings nur ca. 50 Köpfe) durch eine Wasser-
leitung versorgt; der tiefe Brunnen wird nicht mehr benutzt.
Das stolz auf dem Felsenkegel des Schellenberges liegende
Schloß Augustusburg ist trotz seines Verfalles und des Verlustes
der inneren Pracht noch für eine lange Zukunft das weithin sichtbare
Denkmal eines Regenten, welcher den Wohlstand Sachsens begründete
und zahlreiche Einrichtungen schuf oder anbahnte, welche erst im
Laufe der Jahrhunderte in ihrer vollen Bedeutung erkannt wurden.
Kurfürst August erhob Sachsen zu einem Musterstaate für das
übrige Deutschland.
Während seiner langen und verhältnißmäßig ruhigen Regierungs-
zeit führte er bedeutende und durchgreifende Verbesserungen ein.
Regierung und Verwaltung des Staates wurden streng geordnet; die
landesfürstliche Macht nach Innen und nach Außen zu hohem An-
sehen gebracht; Aufsicht und Controle der Beamten verschärft und
im Justizwesen feststehende, allgemein giltige Rechtsnormen eingeführt.
Auf der Landesordnung vom 1. October 1555 gründet sich die
Mehrzahl der späteren Einrichtungen, welche durch besondere Mandate
und Polizeiverordnungen vorbereitet und ergänzt wurden.
Kurfürst August stellte die Sorge für die Wohlfahrt des Volkes
an die Spitze seiner Regierungsgrundsätze. Eine rastlose, persönliche
Thätigkeit auf volkswirthschaftlichem Gebiete ergänzte durch eigene
Betheiligung die unzureichenden Hilfsquellen. Wie er auf strengste
Ordnung des kurfürstlichen Haushaltes hielt, verlangte er auch in
allen Regierungszweigen Klarheit, Regelmäßigkeit, Festigkeit und Sicher-
heit. Er entwarf bis ins Einzelne gehende Hofküchen-, Keller-,
Kammer-, Licht= und Speiseordnungen: mit derselben Ausführlichkeit
aber auch Amtsbestallungen für verschiedene Kategorieen von Beamten.
Mit richtiger Einsicht in die Bedürfnisse seines Volkes wendete
er sich den Aufgaben der Nationalökonomie zu, ohne deshalb die
Wissenschaften und ihre Anforderungen zu vernachlässigen oder den
Festlichkeiten seines Hofes Pracht und Glanz zu verkürzen. Als
treue Gefährtin stand ihm Kurfürstin Anna zur Seite, welche durch
Uebereinstimmung der Neigungen, sowohl in praktischen Dingen, als
auch in der kirchlichen Richtung, großen Einfluß gewann. Die Land-
wirthschaft, der Garten= und Obstbau, die Bienenzucht wurden