— 422 —
mann, X, 233; XVIII, 666.) Dieselbe wurde vor Jahren schon
in jugendlichem Unfug zerstört. Dieser Punkt ist die Scharfensteiner
Kanzel. Die Aussicht ist im Laufe der Jahre verwachsen. Etwa
u¼ Stunde weiter erreicht man einen nach Südwest gerichteten Felsen-
vorsprung, welchem Schloß Scharfenstein gegenüber liegt. Der Weg
ist nicht schwer zu finden.
Von den zahlreichen besuchenswerthen Punkten der Umgebungen
von Zschopau ist das Wolperts-Büschchen (621 m) zwischen Hohn-
dorf und Groß-Olbersdorf wegen seiner Aussicht nach Annaberg und
dem oberen Gebirge besonders zu nennen.
An der Haltestelle Wilischthal mündet von West kommend die
Wilsch in die Zschopau, deren Thal bis über die Kalköfen, etwa
3 km weit einen anmuthigen und der Ausführung werthen Ausflug
bietet, wenn man nahe der Thalsohle bleibt und die aussichtslos durch
den Wald führende Chaussee meidet.
Scharfenstein gehörte vor Zeiten, ganz wie Zschopau, zur
Herrschaft Wolkenstein, welche die Herren von Waldenburg besaßen.
Das Schloß wurde bereits 1312 in der Fehde zwischen dem Mark-
grafen Friedrich dem Gebissenen und dem Markgrafen Waldemar von
Brandenburg zerstört; seine erste Anlage ist aber unzweifelhaft in
das 12., wo nicht schon in das 11. Jahrhundert zu setzen. Auch
Scharfenstein ist als Grenzburg entstanden, sobald als die Landes-
hoheit weiter nach Süden sich ausdehnte.
Das Schloß ist auf einem 35 m hohen Bergvorsprunge erbaut,
aus welchem nach Südwest ein ungeheurer Felsengrat vorreicht und
den Fluß zu einer riesigen Schleife zwingt. Das Schloß besteht aus
den wenigen Ruinen der alten Burg und dem Neubau aus dem 15.
und 16. Jahrhundert. Beide unschließen einen Hof, zu welchem
über den Schloßgraben hinweg eine lange, steinerne Brücke führt.
Der alte, über 17 m hohe und über 8 m starke runde Thurm ist
in späterer Zeit mit einem Dachkegel von Mauerwerk versehen wor-
den. Auf diesem, wie auf den Zinnen haben sich einige Birkensträuche
festgesetzt und schmücken das alte Mauerwerk mit ihrem frischen Grün.
Die zwei Hauptgebäude, etwa 250 Jahre alt, stoßen ziemlich recht-
winklig an einander; die dritte Seite des Hofes wird von einem nach
der Berglehne gekrümmten, niederen Flügel eingenommen. Bemerkens-
werth ist der östliche Giebel des Hauptgebäudes, zur rechten Hand,
wenn man über die Brücke herein kommt. Auf dem westlichen Berg-
vorsprunge steht noch ein kleiner Thurm.
Seit 1427 gehört Scharfenstein den Herren v. Einsiedel. 1584.
besaß es der kurfürstliche Kanzler Haubold v. Einsiedel gemeinschaft-
lich mit seinen Brüdern Abraham und Hildebrand. Während des