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dreißigjährigen Krieges wurde Scharfenstein zu wiederholten Malen
überfallen, belagert, eingenommen, geplündert, ausgeranbt, theilweise
niedergebrannt und zerstört.
Um die höchst interessante Schleife der Sschopau näher zu be-
trachten, geht man von dem Fahrwege unterhalb des Schlosses vor
bis zu dem Pavillon, von welchem aus man dieselbe vollständig über-
sieht. Durch den Felsengrat ist der Mühlgraben durchgeführt. Im
15. oder 16. Jahrhundert soll ein Bergmann, der auf dem Schlosse
gefangen saß, ihn angegeben haben, um frei zu werden. Nach einer
anderen Sage sollen zwei Bergleute den 17,5 m langen Tunnel in
einem Jahre durchgeschlagen haben).
Von der Eisenbahnstation gelangt man entweder über Hopf-
garten auf anmuthigem Thalwege über den Floßplatz bis zur Zschopau-
brücke vor Wolkenstein, oder man geht über die Scharfensteiner Brücke
den Weg bergan bis zur halben Höhe, sodann durch den Heidelbach-
wald und auf der breiten Waldstraße bis auf die Felsenklippe ober-
halb des Floßplatzes. Hier hat man einen prächtigen Blick in das
Thal der Zschopau und nach dem Hüttenmühlengrunde. Nun steigt
man in das Thal und geht über die Brücke nach Wolkenstein hinauf.
Der Zeitbedarf ist für beide Wege ziemlich gleich: 13¾/ Stunde.
Man kann auch vom Floßplatze über die Wald-(Loch-ymühle
und Hüttenmühle nach dem Wolkensteiner Bade, sowie nach der Stadt
gehen.
Das Wolkensteiner Bad — oder wie es früher hieß „das
Warmbad zu unserer lieben Frau auf dem Sande“ — soll bereits
um 1300 benutzt worden sein. Die Marienkapelle, welche früher auf
der Höhe zwischen dem Bade und dem Dorfe Geringswalde stand,
wurde allerdings wohl erst 1385 gegründet, wie es scheint, von einem
dankbaren Genesenen, und das Bad erst im 15. Jahrhundert nach
ihr benannt. Die Kapelle war aber schon im 16. Jahrhundert Ruine,
wurde 1609 vollständig abgetragen und jetzt kann man ihre Stelle
kaum noch angeben.
Nach den „Historischen Nachrichten von dem warmen Bade unter
der kursächsischen Bergstadt Wolkenstein“ (von M. F. W. Köhler 1791)
ließ Kurfürst August die Quellen fassen. Das Bad ist seit Mitte
des 16. Jahrhunderts in Privatbesitz. Die 23½0 R. (300 C.) warme
Quelle „gehört zu jenen Mineralwässern, welche bei geringem Gehalt
an festen Bestandtheilen und bei auflösender Natur dieser selbst, be-
sonders wenn sie eine höhere Temperatur besitzen, bedeutende Heil-
wirkungen äußern“. Dieselbe wird in ihrer chemischen Zusammen-
*) Dr. J. E. A. Köhler, Sagenbuch des Erzgebirges. 706.