Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

— 423 — 
dreißigjährigen Krieges wurde Scharfenstein zu wiederholten Malen 
überfallen, belagert, eingenommen, geplündert, ausgeranbt, theilweise 
niedergebrannt und zerstört. 
Um die höchst interessante Schleife der Sschopau näher zu be- 
trachten, geht man von dem Fahrwege unterhalb des Schlosses vor 
bis zu dem Pavillon, von welchem aus man dieselbe vollständig über- 
sieht. Durch den Felsengrat ist der Mühlgraben durchgeführt. Im 
15. oder 16. Jahrhundert soll ein Bergmann, der auf dem Schlosse 
gefangen saß, ihn angegeben haben, um frei zu werden. Nach einer 
anderen Sage sollen zwei Bergleute den 17,5 m langen Tunnel in 
einem Jahre durchgeschlagen haben). 
Von der Eisenbahnstation gelangt man entweder über Hopf- 
garten auf anmuthigem Thalwege über den Floßplatz bis zur Zschopau- 
brücke vor Wolkenstein, oder man geht über die Scharfensteiner Brücke 
den Weg bergan bis zur halben Höhe, sodann durch den Heidelbach- 
wald und auf der breiten Waldstraße bis auf die Felsenklippe ober- 
halb des Floßplatzes. Hier hat man einen prächtigen Blick in das 
Thal der Zschopau und nach dem Hüttenmühlengrunde. Nun steigt 
man in das Thal und geht über die Brücke nach Wolkenstein hinauf. 
Der Zeitbedarf ist für beide Wege ziemlich gleich: 13¾/ Stunde. 
Man kann auch vom Floßplatze über die Wald-(Loch-ymühle 
und Hüttenmühle nach dem Wolkensteiner Bade, sowie nach der Stadt 
gehen. 
Das Wolkensteiner Bad — oder wie es früher hieß „das 
Warmbad zu unserer lieben Frau auf dem Sande“ — soll bereits 
um 1300 benutzt worden sein. Die Marienkapelle, welche früher auf 
der Höhe zwischen dem Bade und dem Dorfe Geringswalde stand, 
wurde allerdings wohl erst 1385 gegründet, wie es scheint, von einem 
dankbaren Genesenen, und das Bad erst im 15. Jahrhundert nach 
ihr benannt. Die Kapelle war aber schon im 16. Jahrhundert Ruine, 
wurde 1609 vollständig abgetragen und jetzt kann man ihre Stelle 
kaum noch angeben. 
Nach den „Historischen Nachrichten von dem warmen Bade unter 
der kursächsischen Bergstadt Wolkenstein“ (von M. F. W. Köhler 1791) 
ließ Kurfürst August die Quellen fassen. Das Bad ist seit Mitte 
des 16. Jahrhunderts in Privatbesitz. Die 23½0 R. (300 C.) warme 
Quelle „gehört zu jenen Mineralwässern, welche bei geringem Gehalt 
an festen Bestandtheilen und bei auflösender Natur dieser selbst, be- 
sonders wenn sie eine höhere Temperatur besitzen, bedeutende Heil- 
wirkungen äußern“. Dieselbe wird in ihrer chemischen Zusammen- 
*) Dr. J. E. A. Köhler, Sagenbuch des Erzgebirges. 706.
	        
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