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setzung wie in ihren Wirkungen den alkalisch-salinischen Mineral—
wässern von Wildbad, Gastein und Pfeffers zur Seite gestellt. Das
Bad liegt geschützt. Wohnungen sind im Restaurationshause, im
Badehause, im „Luxemburg“, im Landhause und im Pavillon (von
3 bis 15 Mark pro Woche), Verpflegung im Restaurationshause zu
erlangen; Kurtaxe und Kurmusik allerdings nicht zu umgehen.
Auf steil aufragender Felsenklippe liegt das Schloß Wolkenstein,
77 m über der Zschopau, ein aus mehreren Jahrhunderten stam-
mender Schloß= und Burgbau, der zu wiederholten Malen sächsischen
Fürsten zum Aufenthalte gedient hat. (Georg der Bärtige, Heiurich
der Fromme, Kurfürstin Sophie u. s. w.) Der westliche Theil des
Schlosses ist Ruine eines älteren Baues. Die Herrschaft Wolkenstein,
möglicherweise ursprünglich Bolkenstein, gehörte bis 1470 den Grafen
und Herren von Schönburg; 1413 verkauften diese Schlettau an das
Kloster Grünhain, welches bei der Säcularisation an das Kurhaus
fiel; 1418 verloren sie Hassenstein an die böhmische Krone; 1568
kaufte Kurfürst August die obere Grafschaft Hartenstein, 1590 Kur-
fürst Christian Geringswalde. So kam der größte Theil dieser aus-
gedehnten Besitzungen an das sächsische Regentenhaus. Der Schloß-
graben ist in den Felsen gesprengt, ebenso die vor ihm liegende
Cisterne. Der Schloßbau auf alten Fundamenten stammt aus dem
16. Jahrhundert, ist aber durch viele Um= und Einbauten verändert
worden.
Die Aussicht nach dem Thale der Zschopau und der Preßnitz
von der Terrasse des Schlosses ist eine hervorragende. Beide Thäler
von herrlichem Wald eingefaßt, mit zahlreichen Bergvorsprüngen,
Klippen und Felsenwänden, durch Gehöfte, Mühlen, einzelne Häuser
belebt, und über den in anmuthigen Formen anstehenden Thalwänden
und den flachen, plateauartigen Rücken im Süden der Pöhlberg, in wei-
terer Ferne vom Kamme des Gebirges mit seinen Gipfeln überragt.
Die wiederholt abgebrannte Stadt (1540, 1610, 1802) bietet
wenig Bemerkenswerthes; doch sind auf ihrer Ostseite noch Ueber-
bleibsel der Mauern zu erkennen; im Südost die Rundung, auf welcher
der Pulverthurm stand (in einem Garten) und nahe der Marktstraße
einige Mauerstücke, sowie die Reste eines viereckigen Thurmes'). Der
Pirnaische Mönch sagt: „Wolkenstein eine Stadt und Schloß in
Meissen hat nur ein Thor ein= und auszufahren“.
Vom oberen Ende der Stadt Wolkenstein führt ein anmuthiger
*) F. W. Köhler, Historische Nachrichten von der alten freien Berg-
stadt Wolkenstein im Meissner Ober-Ertz-Gebirge (mit 1 Kupfer). Altenburg
1785, Richter. (Schneeberg 1781.)