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rechte und Freiheiten. Sie besaß eigenes Maaß und Gewicht, so wie
eine Münze, in welcher die Engelsgroschen oder Schreckenberger ge-
prägt wurden. Gegen das Ende des 16. Jahrhunderts wanderten
viele vor Alba fliehende Niederländer in Annaberg ein, welche beson-
ders die Posamentirerei betrieben.
Annaberg wurde jedoch schon 1604 durch eine große Feuers-
brunst heimgesucht, welche 700 Häuser, sowie fast alle öffentlichen Ge-
bäude, Rathhaus, Schule, Kloster, Dach und Thürme der Hauptkirche
u. s. w. in Asche legte. Bei diesem Brande sind alle Schneebergi-
sche, Geyersche und Buchholzer Bergurkunden mit verbrannt. (Oes-
feld II, 29.) Eine zweite große Feuersbrunst zerstörte 1630 wieder
über 300 Häuser, eine dritte 1634 an 440 Häuser und die Brände
von 1731 (320 Häuser) und 1837 (153 Häuser) verheerten wiederum
einen großen Theil der neu aufgebauten Stadt.
Der dreißigjährige, der Nordische, der siebenjährige, der Bairische
Erbfolgekrieg und die Napoleonischen Kriege gingen nicht vorüber,
ohne in Annaberg mehr oder weniger tief eingreifende Spuren zurück
zu lassen. Von der ehemaligen Herrlichkeit Annabergs, welche von
verschiedenen Zeitgenossen als eine außergewöhnliche gerühmt wird,
sind fast alle Spuren verweht. Was an interessanten Baulichkeiten
vorhanden ist, entstammt beinahe alles der neuesten Zeit.
Nur die Set. Annenkirche überragt als ein beredtes Denk-
mal der Vorzeit die Stadt.
Bereits 1498 war eine hölzerne Kirche erbaut worden, doch
schon am 25. April 1499 wurde in Gegenwart Herzog Georgs
der Grundstein zur massiven Sct. Annakirche gelegt. Als 1512 die
Mauern bis unter das Dach geführt waren, wurde die hölzerne Kirche,
welche in der Mitte des Neubaues stehen geblieben war, abgetragen.
Den Grundstein zum Thurme hatte Meister Konrad Schwabe 1507
gelegt; bereits vor 1512 aber muß „die Visirung“ zu dem reichen
Netzgewölbe der Decke entworfen gewesen sein, welche einem Meister
Erasmus zugeschrieben wird. An dessen Stelle trat 1513 Peter von
Pirna und 1514 Jacob von Schweinfurt. Peter von Pirna führte
den Thurmbau bis zu etwa 30 m Höhe. Zu dieser Zeit dachte man
schon an die Fertigung der Emporkirchenbrüstungen, deren hundert
schöne Reliefs eine der Hauptzierden der Kirche bilden?).
Die große Aehnlichkeit der Emporenanlagen in Freiberg, Schnee-
berg, Zwickau und Brüx mit der zu Annaberg läßt auf einen Ein-
*) Vergl. Wochenblatt für Baukunde 1885, Nr. 11, 13, 15. 17.
„Aus der Bauhütte“ von Baurath Dr. O. Mothes.