Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Als 1517 ein neuer Begräbnißplatz angelegt werden mußte, 
erbat man sich von Papst Leo X. Erde vom heiligen Felde am 
Marienhospitale zu Rom. Der Papst bewilligte einen Kasten voll 
Erde, welche im Beisein von Herzog Georg, des Bischofs von Meißen 
und eines Weihbischofs am 27. Oktober 1519 über den Kirchhof 
gestreut wurde. Das Crucifix im vorderen Theile desselben bezeichnet 
die Stelle, wo die heilige Erde ausgestreut wurde; eine Predigt und 
die Schmückung des Kirchhofes halten die Erinnerung an diese Feie 
bis in unsere Tage fest. « 
Unweit des Crucifixes ist die nunmehr mit 23 Steinpfeilern ge- 
stützte Linde, welche mit den Wurzeln nach oben gepflanzt wurde. 
(Dr. J. E. A. Köhler, Sagenbuch des Erzgebirges, Nr. 377.) 
In der Nähe des Crucifixes ist auch das 1834 errichtete Denk- 
mal von Barbara Uttmann. Das am 10. November 1886 auf dem 
Marktplatze zu Annaberg enthüllte Standbild derselben, eine Bronze- 
statue vom Bildhauer Henze in Dresden, ist eine vortrefflich gelungene 
Arbeit. 
BarbaraUttmann, geboren 1514, gestorben 1575, stammte 
aus dem Hammerherrengeschlechte derer von Elterlein und war an 
den reichen Bergherrn Christoph Uttmann verheirathet. Nach dessen 
Tode betrieb sie selbst den Bergbau weiter, und war sogar im Besitze 
eines Privilegiums, nach welchem alle im Annaberger Bergbezirke ge- 
wonnenen Kupfererze gegen einen bestimmten Preis an sie abgeliefert 
werden mußten?). Noch ehe der Annaberger Bergbau in seiner Aus- 
beute so bedeutend zurückging wie in den Jahren 1565 bis 1570, 
so daß er um 1580 vollständig zum Erliegen kam, war die Borten- 
und Spitzenindustrie zu einer bedeutenden Ausdehnung gediehen; die 
erstere um 1550, die andere um 1560. In einer 1571 an den 
Rath zu Annaberg gerichteten Supplik ist von „Bortenwirkerinnen“ 
und „Klipplerinnen“, von „kluppeln“ und „Klippelkussen“ die Rede. 
In diesem Bericht wird von der „Erbaren Frau Vtmanin“ gesagt, 
„daß sie allein in neunhundert Personen Borttenwirkerin gefurderet“. 
Tobias Schmidt schreibt: „In diesem Jahr, 1561, sind auch die 
Klippelborten und Spitzen oder das Klippeln ins Gemein, welches 
zwar im Anfang schlecht Ding gewesen, anitzo aber hoch gestiegen, er- 
dacht worden"“. Wie weit Barbara Uttmann die Begründerin der 
erzgebirgischen Spitzenindustrie gewesen ist, läßt sich nach den vor- 
handenen Quellen schwer entscheiden. Thatsächlich hat sie einen aus- 
*) E. Finck, Barbara Uttmann, die Begründerin der Spitzen-Industrie 
im Erzgebirge. Annaberg 1886, Rudolf und Dieterici. 
L. Bartsch, Hat Barbara Uttmann in der That das Klöppeln im Erz- 
gebirge eingeführt? (Wissensch. Beilage der Leipziger Zeitung 1887, Nr. 96.) 
28“
	        
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