Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Perlen, Kugeln, Eicheln ꝛc. behangen (Annaberg, Buchholz, Schlettau, 
Scheibenberg, Bärenstein 2c.); Schnuren aller Art, hauptsächlich Facon- 
schnuren; Galons und Stuhlarbeit mit und ohne Perlen; Fransen, 
besonders matte; sogenannte Annaberger Ueberlegarbeit; halbechte und 
echtseidene Crochetgimpen, und Möbelposamente, als Fransen, Quasten, 
Kugeln, Gardinenhalter 2c. in Wolle, Baumwolle, Seide und gemischt, 
von den einfachsten und billigsten bis zu den feinsten und geschmack- 
vollsten. Die Näharbeit wird vorwiegend in Annaberg, Buchholz, 
Bärenstein, Stahlberg, Wiesenthal, Sehma, Cranzahl, Neudorf, 
Schlettau, Crottendorf, Scheibenberg und dem Raschauer Grund aus- 
geführt; die Schlingarbeit in Geyer und Ehrenfriedersdorf. 
Die geringeren Sachen haben stets gedrückte Preise; die besseren 
werden ausnahmslos gut bezahlt. 
Intelligenz und Thatkraft haben es verstanden, sich fremde, und 
vor Allem Pariser Ideen anzueignen, sie entsprechend umzuwandeln, 
zu verbessern und zu verwerthen, so daß die „Nouveautés“" in Anna- 
berg fast zu gleicher Zeit wie in Paris erscheinen. Man hat aber 
auch neue und originelle Formen selbständig geschaffen. Man hat 
nicht nur in billigen und mittlen Sachen, sondern auch zum Theil 
schon in feinen und feinsten Posamenten das Feld erobert. 
Die billigeren und Mittelqualitäten für den Export werden in 
Folge der wesentlich billigeren Löhne mehr und mehr in Böhmen an- 
gefertigt. Die Preisunterbietungen seitens der Fabrikanten haben je- 
doch fast unausbleiblich eine Verschlechterung der Qualität zur Folge. 
Die Aufträge kommen immer erst im letzten Moment, so daß sehr 
häufig nur der emsigste Fleiß sie zu erfüllen vermag. 
Es wird anempfohlen, Fachzeichnen= und Posamenten-Nähschulen 
zu errichten, um jugendliche Kräfte zu guter und gründlicher Arbeit 
heran zu ziehen. « 
Die Posamenten-Industrie des Erzgebirges muß alle ihre Kräfte 
zusammenhalten, um ihren Standpunkt zu behaupten, der Concurrenz 
gewachsen zu bleiben und den Forderungen der Mode jederzeit ent- 
sprechen zu können. Bei der Vielgestaltigkeit der Erzeugnisse dieser 
Industrie, wo die Ueberbleibsel der früheren Saisons meist werthlos 
geworden sind, und doch gegen 40 000 Menschen in fast 100 Ort- 
schaften des Erzgebirges angemessen beschäftigt sein wollen, gehört eine 
große Intelligenz, der sorgsamste Fleiß und die regste Aufmerksamkeit 
dazu, um alle diese farbigen oder bunten, verzierten oder unverzierten, 
kostspieligen oder billigen Schmuck= und Putzgegenstände dem herr- 
schenden Geschmacke entsprechend bereit zu halten. 
Alle diese flimmernde Herrlichkeit findet nur so lange den Bei- 
fall der Mode, als neuere Formen sie nicht verdrängt haben, und
	        
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