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händler stehen, die ihnen außer dem Beichtgeld in der Regel keinen
baaren Pfennig zukommen lassen, sondern ihnen Brod und Alles,
was sie brauchen, bis auf den Schwefelfaden und Waschhader statt
Zahlung liefern.“ — Diese Art trauriger Zustände hat nun glück-
licher Weise ein Ende genommen. Aber der Gebirgsabhang im
Nordosten des Greifensteines ist in der neuesten Zeit zu wiederholten
Malen der Schauplatz von Unwettern, Wolkenbrüchen und allen mit
ihnen im Zusammenhange stehenden Beschädigungen und Zerstörungen
geworden, so daß die Bewohner dieser Gegenden aufs Aeußerste ge-
schädigt worden sind. Besonders die nach Nordost gerichteten Thäler
von Drehbach, Venusberg und Gelenau sind Ueberflussungen, Wasser-
ströme und was damit zusammenhängt, in hohem Grade ausgesetzt
gewesen, obgleich die waldfreie Umgebung von Drehbach nur etwa 7,
von Venusberg nicht einmal über 4, von Gelenau höchstens 7½ akm.
umfassen. Unzweifelhaft hängt die Heftigkeit dieser außergewöhnlichen
Niederschläge mit der Entwaldung der Flächen, dem Aufgeben der
zahlreichen kleinen Teiche und Sammelbecken und dem Kahlschlage der
meisten Steilhänge auf das Engste zusammen, da die massenhaft
niederströmenden Wasser weder durch Strauchwerk, noch durch das
Unterholz der Wälder und die dichte Bedeckung mit Heidelbeer= und
Haidekrautbüschen in ihrem Laufe aufgehalten werden. Die zahlreichen
Unwetter der neuesten Zeit haben sich fast ausnahmslos auf größeren
und kleineren entwaldeten, kahlen Flächen entladen, Aecker zerrissen,
Getreide zerschlagen, Wege zerstört und mit Schlamm überdekkt,
Wohnungen beschädigt und weggerissen, so daß der Gedanke doch
ernstlich nahe gelegt wird, durch Anpflanzungen die Abhänge vor
Abschwemmungen zu sichern und der Gewalt des Wasserlaufes Ein-
halt zu thun.
Im Norden von Gelenau liegt mitten auf dem Höhenzuge der
Kemtauer Felsen. Die Aussicht von der im Nordost liegenden
Dittersdorfer Höhe wird von der Aussicht vom Kemtauer Felsen,
591,8 m, bedeutend übertroffen. Leider ist derselbe nicht mehr zu
erreichen, da eine frisch geflanzte Forstkultur ihn umgiebt und kein
Weg zu der dreifach gezackten Felsenhöhe führt. Haßberg, Pöhlberg,
Bärenstein, Keilberg, Fichtelberg aus dem Hauptkamme des Erzgebirges
schließen sich oberhalb des formenreichen, bewaldeten Thales von
Gelenau, dessen Kirche nach dieser Seite hin den Mittelpunkt der
Aussicht bildet, an den breiten, waldigen Höhenzug des Greifensteines,
dessen Granitblöcke das Waldgebiet thurm= und burgartig überragen.
Im Nordwest erkennt man Hohenstein und Wüstenbrand, darüber
den Pfaffenberg und den Todtenstein; im Norden die Bergschenke
von Claffenbach, weiter hin den Rochlitzer Berg, und in Nordost in
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