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Vom Katzsteine nördlich, etwa 5 km weit, in das von 60 und
70 m hohen Abhängen eingefaßte Thal gezwängt, liegt die Stadt
„Stollberg im Gebirge“ unterhalb des auf einem Bergvorsprunge
liegenden Schlosses, welches bald Stollberg, bald Hoheneck genannt
wurde. Die Vorgeschichte von Stollberg (Castrum Stolberg) ist un-
bekannt. 1287 wird es urkundlich erwähnt; 1367 kam es an König
Wenzel von Böhmen, und erst durch den Egerschen Vertrag als zum
Voigtlande gehörendes Reichsafterlehen an Kursachsen. 1 565 erkaufte
es Kurfürst August von den Schönburgen, die Stollberg seit 1388
besaßen.
Das alte Schloß, welches lange Zeit in Ruine lag, wurde 1564.
durch Kurfürst August durch einen neu erbauten Schloßflügel ver-
größert und zum großen Theile wieder hergestellt, jedoch allem Ver-
muthen nach durch Brand oder Blitzschlag von Neuem zerstört. Als
1809 das Amthaus wegbrannte, erbaute man aus den Steinen der
Schloßruine das Justizamt und richtete den stehengebliebenen Flügel
zum Rentamt ein. Seitdem ist eine Strafanstalt nach Hoheneck ver-
legt. Die Stadt, sowie die Hauptkirche wurden 1632 durch die
Holke'schen Schaaren niedergebrannt. Der Bergbau, welchem die
Stadt aller Wahrscheinlichkeit nach ihren Ursprung verdankt, wurde
lange Zeit nur noch betrieben, um die „Bergfreiheit“ zu erhalten,
ist aber seit Beginn dieses Jahrhunderts vollständig zum Erliegen
gekommen.
Sowohl der östlich der Stadt gelegene Wischberg, als auch der
westlich gelegene Panzerberg geben eine freie Aussicht, besonders nach
Norden.
Ungefähr 2 ½ Stunden thalabwärts liegt in der breiten Thalaue
der Würschnitz das alte, aus dem 13. Jahrhundert stammende Schloß
Neukirchen, eine der wenigen Thalburgen, die auf dem Erzgebirgs-
abhange nachzuweisen sind. Vielfach verändert und umgebaut, läßt
sich von der ursprünglichen Anlage nichts mehr erkennen. Das in
der prächtigen, fruchtbaren Thalaue liegende Schloß giebt mit seinem
drei Stockwerk hohen Aufbau, dem Schieferdach und dem Thürmchen
ein recht stattliches Bild. Dasselbe umschließt einen kleinen Hof und
wird von einem breiten Wallgraben umgeben.
Die Eisenbahn, welche von Norden her, von St. Egidien durch
den Rödlitzgrund den Höhenzug gewinnt, vereinigt sich bei der Station
Höhlteich, einem in der flachen Einsenkung am Loo= (Loh-) Walde
befindlichen Sammelbecken für mehrere kleine Wasseradern, mit der
von Wüstenbrand her auf dem Höhenzuge der Wasserscheide zwischen
Lungwitzbach und Beuthen= oder Würschnitzbach über die Roßteich-
und Bornwiesen daher kommenden Eisenbahnlinie, welche von da in