Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Reichsadler im Wappen auf. 1429 und 1430 wurde die Stadt 
vergebens von den Hussiten angegriffen; aber im dreißigjährigen 
Kriege fiel sie vier Male in Feindes Hand, wurde wiederholt voll- 
ständig ausgeplündert und die den Drangsalen des Krieges sich zu- 
gesellende Pest ließ kaum den fünften Theil der Bewohner übrig. 
Die Kriegsdrangsale dauerten für ganz Sachsen bis die schwe- 
dische Armee, nach Zahlung der Entschädigungssumme 1650, das Land 
räumte. Erst jetzt trat auch für Chemnitz die langersehnte Ruhe ein. 
Aber die Einwohnerschaft war ebenso ruinirt, wie das ganze städtische 
Gemeinwesen. Nur allmälig vermochte man sich aus Zerstörung und 
Verderb emporzuarbeiten. Hunderte von Bürgerhäusern lagen noch 
Jahre lang in Schutt. Die Stadtbefestigung, welche vor Beginn des 
Krieges eine stattliche und starke gewesen, war durch die viermaligen 
Beschießungen, denen sie zwischen 1632 und 1644 ausgesetzt, zum 
großen Theile niedergelegt. Breite Breschen lagen noch da, wie die 
letzte Beschießung sie geschaffen hatte, und der Verfall griff weiter 
um sich, da die verarmte Stadt keine Mittel hatte, die Werke wieder 
herzustellen. 
Dem äußeren Verfall kam der innere Ruin gleich. Die Stadt 
war nicht bloß tief verschuldet, die Einwohnerschaft war verarmt und 
vermindert, in den Pestjahren allein um 11000 Bewohner. Die 
Entwerthung des Grundbesitzes war eine außerordentliche, die Häuser 
sanken auf /8 ihres Werthes, der Familien= und Privatbesitz ging 
auf ½8 und selbst ¼ des früheres Werthes zurück. 
Im Anfange des 18. Jahrhunderts wechselten die Truppen- 
durchmärsche der sächsischen, wie der dänischen und russischen Hülfs- 
truppen, und 1707 nach der Besitzergreifung Sachsens durch Carl XII. 
war Chemnitz über ein Jahr lang der Hauptwerbeplatz für das Erz- 
gebirge und von einem Regiment Schweden besetzt. 
Der zweite Schlesische Krieg brachte mit den wiederholten 
Truppendurchmärschen alle seine Unruhen, Requisitionen und Placke- 
reien über Chemnitz, wie über das Erzgebirge; aber trotzdem, daß 
das Land wie die Städte unter der Brühlschen Mißwirthschaft seufzten, 
stieg der Wohlstand von Chemnitz doch einigermaßen in die Höhe. 
Da kam der siebenjährige Krieg mit seinen Contributionen und Liefe- 
rungen, Truppendurchmärschen und Einquartierungen, Brandschatzungen 
und Zwangs-Rekrutirungen, welcher mit seinen das Land furchtbar 
drückenden Lasten nichts als Jammer und Elend erzeugte. Der 
siebenjährige Krieg kostete der Stadt über 1 Million Thaler, abge- 
sehen von den Privatverlusten ihrer Bewohner, welche man wahr- 
scheinlich eben so hoch veranschlagen muß. 
Noch im Jahre 1697 zählte Chemnitz nur 3250 Einwohner,
	        
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