— 494 —
welche bis 1789 auf 11600 gewachsen waren, und 1816 gegen
16 000 betrugen. Um 1830 zählte man etwa 30 000, um 1850
gegen 50 000 und 1885 über 110 800, so daß die Bewohnerzahl
derselben sich seit 1697 verdreißigfacht, seit 1789 verneunfacht, seit
1850 verdoppelt hat?).
Auf der Stelle der Burg war 1125 ein Benedictinerkloster er-
richtet worden, welches hohen Ruf erlangte und großen Grundbesitz
erwarb. 1548 wurde es säcularisirt; Kurfürst Moritz wies die Ein-
künfte zu geistlichen Bedürfnissen an und baute 1549 ein Schloß an
das Kloster an, welches den Namen Schloß Chemnitz auf diesen Ort
übertrug, aber im Laufe der Jahrhunderte vollständig verschwunden
ist. Noch kurz vor der Reformation wurde innerhalb der Stadt
1481 (oder 1483) ein Franziskanerkloster (nach Anderen Barfüßer-
oder Minoritenkloster) gegründet; aber schon „1540, den 19. April,
sind die Mönche aus diesem Kloster weg und nach Böhmen gewandert,
darauf haben es Privatpersonen bewohnt, bis es 1643 bei der großen
Feuersbrunst mit abbrannte“. (Oesfeld.)
Wiederholte große und kleine Feuersbrünste haben den größten
Theil aller der Vorzeit entstammenden Gebäude zerstört; ein fast
eben so großer Theil ist bei Neubauten und Umbauten der Vernich-
tung anheim gefallen, so daß von Baulichkeiten eigentlich keine mehr
dem Mittelalter angehört; vielleicht die Laubengänge am Markte.
Selbst die nach dem Brande von 1397 neu aufgebaute Kirche zu
St. Jacob ist durch die 1667 stattgefundene große Reparatur voll-
ständig verändert und erst durch den 1877 bis 1880 unternommenen
Umbau wieder in ein mittelalterliches Ansehen gebracht worden.
Unter den Neubauten ziehen das Carola-Hotel (nach einem
mittelalterlichen Bürgerhause in Osnabrück erbaut) und die auf dem
Schillerplatze neu erbaute frühgothische Kirche Sct. Petri die Auf-
merksamkeit auf sich. Außerdem herrscht in allen Bauwerken prak-
tischer, nüchterner Sinn vor: das Zweckmäßige, den Bedürfnissen Ent-
sprechende, Nützliche und Nutzbare wiegt vor.
Schon im frühen Mittelalter kennzeichnete sich Chemnitz als
Industriestadt. Trotz der schweren Verluste und Leiden, welche die
verschiedenen Kriege über die Stadt brachten und trotz der großen
Anforderungen, welches gerade das 18. Jahrhundert stellte, war es
gerade dieses, in welchem sich eine vollständige Umwandlung der Chem-
nitzer Industrieverhältnisse vollzog. Daß sich Chemnitz überhaupt
durch alle die schwierigen Zeiten nach dem dreißigjährigen Kriege
) C. W. Zöllner, Geschichte der Fabrik= und Handelsstadt Chemnitz.
Chemnitz, Treitzsch, 1888.