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Frey in Mittweida construirten Handspinnmaschine etwa 50 im
Gange und 1800 wurde die erste Spinnmaschine nach englischem
Muster mit Betrieb durch Wasserkraft als Spinnerei für Watertwist
(Baumwolle) mit Krempel-, Vorspinn= und Spinnmaschine angelegt.
1802 erbaute Watson die Baumwollspinnerei in Harthau für Mule-
garn, und 1812 der bis dahin in Harthau angestellte Eli Evans
die erste Baumwollspinnerei im oberen Erzgebirge, in Siebenhöfen
bei Geyer. Die Spinnerei nahm einen wesentlichen Aufschwung, als
man nunmehr die Watermaschinen in Mulemaschinen umbaute. 1821
wurden die Baumwollspinnereien Chemnitz, Flöha, Erfenschlag, Ein-
siedel, Dittersdorf erbaut; 1822 die erste Dampfmaschine zum
Spinnereibetriebe aufgestellt.
In der Flachsspinnerei wurde die Handspinnerei aufge-
geben, weil sie nicht mehr entsprechend lohnte. Nur noch selten sieht
man die Spindel oder das Spinnrad sich drehen. Die Maschinen-
spinnerei des Flachses beruht auf denselben Arbeitsvorgängen, wie die
Maschinenspinnerei der Baumwolle; Bandbildung, Theilen und
Strecken, Vorspinnen und Feinspinnen. Die erzgebirgischen Flachse,
welche bei richtiger Behandlung von Acker, Saat und Flachs vor,
während und nach der Ernte vorzügliche sein würden und die russi-
schen Flachse recht gut verdrängen könnten, sind größtentheils geringe.
Es ist nothwendig, dem Anbau dieser wichtigen Gespinnstpflanze die
angemessene Sorgfalt zu widmen.
Erst in der neuesten Zeit haben sich die Geschäfte der Flachs-
garnspinnereien befriedigender gestaltet, obgleich die Flachsgarne immer
gesucht waren. Bei der geringen Qualität der Flachse wurden natur-
gemäß mehr Werggarne (Towgarne) gewonnen, als Flachsgarne. Die
Garnpreise sind zurückgegangen. Nur wenn der Flachs rationell ge-
baut und behandelt wird, kann die Flachsspinnerei mit Nutzen ar-
beiten. Mehrere erzgebirgische Flachsspinnereien haben den Spinnerei-
betrieb eingestellt und andere Fabrikationszweige angenommen.
Von den im Jahre 1870 auf dem Erzgebirgsabhange befind-
lichen 14 mechanischen Flachsspinnereien mit fast 28 000 Spindeln
waren seit 1878 nur noch acht mit ungefähr 18 000 Spindeln im
Gange. 1880 stellten wieder einige den Betrieb ein, so daß gegen-
wärtig wohl nur noch die Spinnerei in Wiesenbad (mit 5000 Spin-
deln), Marienberg, Finsterau, Wolkenstein, Freiberg und Chemnitz noch
im Betriebe sind.
Die Baumwollspinnerei hatete in der ersten Hälfte dieses
Jahrhunderts einen außerordentlichen Aufschwung genommen. Wieck
nennt (S. 118 ff.) nachstehende Baumwollspinnereien im Erzgebirge.
Chemnitz (3), Alt-Chemnitz (4), Harthau (3), Burkhardsdorf (5),
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